FREIHEIT, GLEICHHEIT, GERECHTIGKEIT. EINE ETWAS ANDERE GESCHICHTE DER DEMOKRATIE Die Idee, dass alle Menschen gleich sein sollten, wurde lange als absurd betrachtet. Hedwig Richter beleuchtet, wie diese revolutionäre Vorstellung entstand, in Deutschland Wurzeln schlug und dort sowohl radikal abgelehnt als auch zur Norm wurde. In Zeiten, in denen die Demokratie bedroht scheint, bietet dieses optimistische Buch einen erfrischenden Blick darauf, dass Demokratie auch aus Krisen erwachsen kann, da sie ein offenes, utopisches Projekt ist. Politikverdrossenheit und sinkende Wahlbeteiligungen wecken Besorgnis über den Zustand der Demokratie. Historisch gesehen war es jedoch stets eine Herausforderung, Menschen zur Wahl zu bewegen, oft durch Alkohol, Geld oder staatlichen Zwang. Ein besserer Indikator für den Fortschritt der Demokratisierung ist der Umgang mit dem menschlichen Körper: die Abschaffung von Leibeigenschaft, der Rückgang von Prügelstrafen, steigender Wohlstand, die Humanisierung der Arbeit und die Gleichbehandlung der Geschlechter. Richter beschreibt die Geschichte der Demokratie als eine Chronologie von Fehlern, Zufällen und Lernprozessen, wobei der Holocaust als zentraler Zivilisationsbruch hervorsticht. Ihr anschauliches und thesenstarkes Werk konzentriert sich auf Deutschland, um die internationalen Verflechtungen auf dem Weg zu Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit aufzuzeigen. Eine innovative, frische, thesen
Hedwig Richter Libros




Das 1871 gegründete Kaiserreich gilt häufig als Hort der Obrigkeitshörigkeit, des Chauvinismus und des Militarismus. Dabei war es zugleich eine Zeit des Aufbruchs in die moderne Massendemokratie. Es hatte eine kluge Verfassung, ambitionierte Reformen wurden auf den Weg gebracht, einer der größten Umbrüche überhaupt nahm entscheidend an Fahrt auf: die Frauenemanzipation.Bei diesen Tendenzen, so Hedwig Richter, handelte es sich nicht einfach um Ungleichzeitigkeiten. Die vom Ideal der Gleichheit motivierte Inklusion der Massen hatte ihren Preis in einer Reihe von Exklusionen: Antisemitismus, Rassismus oder Misogynie. In ihrem Essay zeigt Richter, dass wir das 20. Jahrhundert mit seinen Extremen besser einordnen können, wenn wir die Reformzeit um 1900 in ihrer Komplexität begreifen.
Demokratie
Eine deutsche Affäre
Die Idee, dass alle Menschen gleich sein sollten, wurde lange als absurd angesehen. Hedwig Richter beschreibt, wie diese revolutionäre Vorstellung entstand, in Deutschland Wurzeln schlug und dort sowohl radikal abgelehnt als auch zur Norm wurde. Angesichts von Politikverdrossenheit und sinkenden Wahlbeteiligungen wird die Demokratie als krisenanfällig wahrgenommen. Von Anfang an war es jedoch eine Herausforderung, Menschen zur Wahl zu bewegen – sei es durch Alkohol, Geld oder staatlichen Zwang. Ein besserer Indikator für die Demokratisierung ist der Umgang mit dem menschlichen Körper: die Abschaffung von Leibeigenschaft, Prügelstrafen, der Anstieg des Wohlstands, die Humanisierung der Arbeit und die Gleichbehandlung der Geschlechter. Richter erzählt die Geschichte der Demokratie als eine Chronologie von Fehlern, Zufällen und Lernprozessen, wobei der Holocaust als zentrales Ereignis betrachtet wird. Ihr Buch fokussiert sich auf Deutschland, da hier deutlich wird, wie international verflochten die Wege zu Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit sind. Die erweiterte Neuausgabe hat hohe Platzierungen in verschiedenen Sachbuch-Bestenlisten erreicht und wurde für den Bayerischen Buchpreis nominiert.
Demokratie und Revolution
Wege aus der selbstverschuldeten ökologischen Unmündigkeit
Junge Menschen brechen auf der Straße das Recht und berufen sich dabei auf den Klima-Bescheid des Bundesverfassungsgerichts, nach dem die Lebenden nicht das Recht haben, die Freiheit künftiger Generationen zu halbieren. Die Bundesregierung hält sich nicht an das Pariser Abkommen und stößt zugleich an die Grenzen des Wachstums und der Schuldenbremse, weil die Kosten der Klimakrise und des Klimawandels zugleich aufgebracht werden müssen. Es ist ein Widerspruch entstanden zwischen Demokratie und Ökologie, zwischen dem unabwendbaren Zeitdruck und der anscheinend gottgegebenen Langsamkeit der Demokratie. Die Historikerin Hedwig Richter und der ZEIT -Journalist Bernd Ulrich wollen diesen Widerspruch überwinden und zeigen, wie eine notwendige Revolution zur Erhaltung unserer Lebensgrundlagen einhergehen kann mit der notwendigen Verteidigung und Entfaltung der Demokratie. Dazu schauen sie zurück und in die Zukunft. Sie fragen nach der dunklen Seite der Demokratiegeschichte, nach den oft zerstörerischen sozialen und fossilen Bedingungen, unter denen sich unsere Demokratie in Deutschland und anderswo entfaltet hat. Und sie entwerfen eine Zukunft, die auch den kommenden Generationen die Gestaltungsfreiheiten garantieren, die für eine Demokratie essenziell sind.