Eine Luftmatratze muss her!
Dorfwirtschaftswunder 1950
Ein Zeitdokument, das sowohl informativ als auch erstaunlich und erheiternd ist. Zeitungen sind Momentaufnahmen ihrer Zeit, und ein besonderes Juwel berichtet auf unnachahmliche Weise über das Leben in den 50er- und 60er-Jahren in einer österreichischen Provinz – die Rieder Volkszeitung im Innviertel. Liebevoll „Riada Ratschn“ genannt, war sie als Zentralorgan der ÖVP und der Katholischen Kirche in allen Haushalten präsent und wurde intensiv gelesen. Kein Dorf war zu klein, um nicht von einem „Korrespondenten“ an die Redaktion zu berichten, und kein Vorkommnis war zu unbedeutend, um nicht erwähnt zu werden. Alles wurde kommuniziert und kommentiert: Führerscheinentzug wegen Alkoholisierung, das Erstarken der Raiffeisenbanken, die Verderbnis der Sexfilme, die Vorteile von DDT und Antibiotika in der Landwirtschaft, die Vorzüge eines Kernkraftwerks im Innviertel und der Einfluss des „Amerikanischen“ auf das bäuerliche Leben. Die Berichte wurden durch Inserate – von Melkmaschinen bis zu Instantsuppen – gewürzt, die den Einzug des modernen Lebens im Innviertel oft auf skurrile Weise illustrierten. „Innviertel“ steht dabei stellvertretend für ländliche Gebiete in Österreich, wo das Wirtschaftswunder je nach Region mit unterschiedlicher Intensität oder Verspätung ankam.



