Die Neuauflage des vorliegenden Teilbändchens erfolgt 40 Jahre nach Hanns Fischers Erstausgabe (1960) seines Stricker-Bandes in der »Altdeutschen Textbibliothek«. Die nunmehr fünfte Auflage ist der beste Beweis für die Solidität der Fischerschen Neuedition, die mit der zweiten Auflage (1967) ihr bis heute markantes Profil erhielt. Die Ausgabe ist seitdem aus dem akademischen Unterricht nicht mehr wegzudenken. Zugleich nimmt sie in der Editionsmethodologie mittelalterlicher Texte einen herausgehobenen Rang ein, weil sie zur Etablierung des Leithandschriftenprinzips - gepaart mit dem Abdruck stärker abweichender Fassungen im vollen Wortlaut - erheblich beigetragen hat. Die Forschungsbibliographie läßt erkennen, welche Impulse von dieser Ausgabe auch auf die Interpretation der in ihr versammelten Texte ausgingen.
Johannes Janota Libros



Die Perikopenlieder Michel Beheims
Bibelversifikationen im vorreformatorischen Sangspruch
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Erstmals in der deutschen Literaturgeschichte dichtete Michel Beheim in größerer Anzahl Perikopenlieder, welche die Evangelienabschnitte textnah versifizierten. Das zukunftsweisende Potential dieses neuen Liedtyps wurde von Beheims höfischem Publikum, das bis zum Kaiserhof in Wien reichte, jedoch nicht erkannt. Erst bei den städtischen Meistersingern ab Hans Sachs reüssierte das Perikopenlied zu einem festen Liedtyp ? nunmehr im Dienst der Reformation. Die Gegenüberstellung von Michel Beheim und Hans Sachs liefert nicht nur neue Erkenntnisse für die Literaturgeschichte, sondern auch für die Kirchen- und Frömmigkeitsgeschichte zur vorreformatorischen Zeit. Der literaturwissenschaftliche Ertrag der Untersuchung ergibt sich aus der formalen und sprachlichen Analyse der textnahen Versifikationen in den unterschiedlichsten Strophenformen