1889 feierte Oscar Wilde in einer Rezension das taoistische Buch Dschuang-dse, «Meister Dschuang» (4./3. Jh. v. Chr.). Die Frage, inwieweit Wildes Philosophie der Selbst-Kultivierung und des Nicht-Tuns von der chinesischen Quelle beeinflusst worden sei, ist auf anglistischer Seite mehrmals diskutiert und widersprüchlich entschieden worden. Die vorliegende Arbeit geht an das Problem mit dem Rüstzeug der Sinologie heran. Dabei werden die mannigfachen Dschuang-dse-Zitate der Rezension im Urtext selbst aufgesucht. Die offenkundigen Abhängigkeiten Oscar Wildes von seinem Idol werden ebenso deutlich gemacht wie die grundsätzlichen Unterschiede zwischen dem Taoismus und der Lebenshaltung des westlichen Autors, der letztlich Hellas verpflichtet blieb. Die Zweisprachigkeit unseres Bandes bot sich schon durch die Person Oscar Wildes an. Wichtig war aber auch die Bezugnahme auf die Dschuang-dse-Uebersetzung von Herbert A. Giles, die Wilde besprochen hatte. Auf sie stützt sich unser englischer Teil, während der deutsche die Dschuang-dse-Stellen erstmals in ihrer weithin unbekannten dichterischen Form wiedergibt.
Günther Debon Libros






Goethe und China - China und Goethe
- 215 páginas
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Wissenschaftler aus drei Kontinenten untersuchen verschiedene Aspekte von Goethe und China in ihren Wechselbeziehungen. Ausser Untersuchungen zur Rezeption Chinas bei Goethe wird der Akzent ebenfalls auf vergleichende Studien zwischen Goethe und chinesischen Dichtern und Denkformen wie auf die Goethe-Rezeption - besonders den Einfluss Werthers - in China gelegt. Damit haben sich neue Aspekte nicht nur in der Goethe-Forschung und Sinologie, sondern auch in der Vergleichenden Literaturwissenschaft und Geschichte der euro-chinesischen Kulturbeziehungen hervorgetan.
Dieses Lesebuch enthält vielfältige Informationen über Thomas Mann und präsentiert kurze sowie ausführliche Zitate und Textausschnitte, die einen weniger bekannten Blick auf den weltberühmten Autor bieten.
So der Westen wie der Osten
13 Kapitel zur Dichtung, Kunst und Philosophie in Deutschland und China
In den 13 Kapiteln mit ihren 20 Themen öffnet sich eine Welt, die vom Fernen Osten bis an den Neckar reicht und drei Jahrtausende berührt. Die Gemeinsamkeiten wie die Gegensätze zwischen Ost und West werden dabei deutlich. Im Mittelpunkt steht die Dichtung. Aber auch Philosophie und Jugendstil, Farbholzschnitt und Porzellan rücken ins Blickfeld. Möglichst unbekannte Dinge sollten vorgestellt werden. Wer vermutet etwa, dass Goethe einen Begleiter in die japanische Kunst eingeführt hat? Oder dass Ludwig Uhlands letzter Traum eine Schiffsreise nach Heidelberg war? Über solchen Episoden und trotz aller Achtung vor dem Detail wurden die großen Menschheitsfragen nicht vergessen; oft genug sind sie mit jenen innig verflochten. Die beiden letzten, längeren Kapitel sind ein weiterer Beitrag zur 800-Jahr-Feier der Stadt. Dichter und Maler, denen Heidelberg und München gleich vertraut gewesen sind, schlagen am Schluss eine Brücke zwischen beiden Paradiesen. 36 Abbildungen ergänzen die Texte oder lassen den Leser an den beschriebenen Orten und Plätzen verweilen.
Seit dem 17. Jahrhundert beherrschte, von den Jesuitenpatres vermittelt, Konfuzius das China-Bild Europas. Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurden in Frankreich und England, später in Deutschland, die Texte des Daoismus bekannt. So hat die Romantik nichts vom Weltentwurf eines Lao-dse und Dschuang-dse wissen können. Umso mehr überrascht die Seelenverwandtschaft der zeitlich und örtlich weit entfernten Dichterphilosophen. Vereint sind sie durch ihre Oppositionsrolle, die sich hier gegen den Rationalismus wie den reifen Goethe, dort gegen Konfuzius und seine aufgeklärte Moral richtete. Vereint sind beide Denkweisen nicht zuletzt dadurch, dass sie noch in einer gemeinsamen, uns heute verlorengegangenen Welt entstanden sind, die ihren Ursprung im 4. Jahrtausend v. Chr. suchte, als der vollkommen erschaffene Mensch sich im Frieden mit der Natur befand. Der Verfasser belegt anhand zahlreicher Zitate 22 Berührungspunkte der deutschen Romantik mit der chinesischen Mystik, vom Lob des Dunkels und der Einsamkeit, über die Stellung zur Kindheit, zu Krankheit und Tod, bis hin zur Pflege von Witz und Ironie. Drei wichtige Punkte, in denen sich beide Philosophien von Grund her unterscheiden, stecken am Schluss die Grenzen der west-östlichen Gemeinsamkeiten ab.
'Der Edle ist ein Leben lang besorgt, aber nicht einen Morgen lang betrübt', so Meister Mong (371-289 v. Chr.): Über 3000 Jahre Weisheit aus der chinesischen Tradition und Weisheitslehre schlagen sich in diesem Buch nieder – aus den drei Säulen der chinesischen Kultur, also aus Konfuzianismus, Daoismus und Buddhismus, sowie aus alten Liedern, Anekdoten und Sprichwörtern.
Makellose Verse – das zeigt Günther Debon in seinem Essay, der hier erstmals aus dem Nachlass veröffentlicht wird – gibt es die Menge; makellose Strophen schon weniger, makellose Gedichte sehr selten. Ein Gedicht, das nur aus vollkommenen Versen bestünde, würde leicht den Eindruck des Sterilen und Gekünstelten hinterlassen. – Beim „Messen“ der unterschiedlichsten Formen der Dichtung geht Debon von der Qualität im Sinne der Eigenschaft aus und gelangt unversehens zur Qualität im Sinne des Wertes. So schafft er Maßstäbe, nach denen ein Vers als gelungen oder bedenklich eingestuft werden kann. Dass der Sinn indes nicht messbar ist, liegt auf der Hand. Schon die Romantik hatte sich nicht selten an der Grenze des Unbegreiflichen bewegt, und spätestens Expressionismus, Symbolismus und Surrealismus scheinen sich der rationalen Betrachtung zu entziehen. Anders als an Schulen und Universitäten gelehrt sowie in der Forschung und Literaturkritik praktiziert, prüft Günther Debon Dichtung hier nicht ausschließlich auf ihren Inhalt hin: nicht literaturgeschichtlich, soziologisch, autobiografisch oder psychologisch. Er beleuchtet den Sinn des Verses in seinem Zusammenspiel mit der Form, da sie, grob gesprochen, die Hälfte des Kunstwerks ausmacht. Das handwerkliche Können, das oft wie selbstverständlich vorausgesetzt wird, rückt er in den Mittelpunkt seiner Betrachtung, will den Dichter mehr als Künstler denn als Künder verstehen.
