Überlegungen zu (Un)Menschlichkeit, Verletzung und Kreativität
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Das Buch thematisiert das Leid von Kindern und deren Erinnerungen daran, und beleuchtet die gesellschaftlichen Bedingungen, unter denen sie leben, selbst in demokratischen Gesellschaften. Es wird aufgezeigt, dass Kinder oft ungeschützt sind und dass auch Erwachsene unter Verletzungen und Traumata leiden, die sie ein Leben lang begleiten können. Die Überlegungen zielen darauf ab, ein Bewusstsein für die Verletzlichkeit von Kindern zu schaffen und die langfristigen Auswirkungen von Leid zu thematisieren.
Die Würde des Menschen ist unantastbar. Nicht so sein Wert. Wiewohl die globale digitale Entwicklung viele neue Denkan-sätze bringt, nehmen andererseits Gleichgültigkeit, Desinteresse, Menschenverachtung und Verdinglichung des Menschen zu. Sein individueller Wert wird stets mehr berechenbar, messbar und scheint mehr und mehr einem gesellschaftlichen Wert von Nutzen und Brauchbarkeit untergeordnet zu sein. Dennoch bleibt der Eigenwert des Menschen erstrebenswert, da jeder Mensch einmalig ist. Heute mehr denn je. Diese Ambivalenz, die kein Entweder – Oder ist, sondern der Komplexität menschlichen Denkens und Fühlens entspringt, ließe sich heute durchaus überbrücken, ohne sie dabei zu verleugnen – und zwar durch Mut, offene Augen und Herzen und ein Wissen um sich selbst wie um den Anderen, ungeachtet seiner Art, Herkunft, Hautfarbe und/oder Sprache. Ob allerdings der Wert des Einzelnen auch in Gesellschafts-systemen hinterfragt werden wird, die auf vollständig digitale Überwachung setzen, oder ob er noch eine Gültigkeit besitzt bei bewusster Manipulation ganzer Bevölkerungsgruppen, das ist derzeit eine offene Frage.
Wie prägend ist eine Vaterfigur eigentlich für einen Künstler? Sind Väter wirklich Vorbilder, sind sie Herausforderung oder Wunde? Zwei außergewöhnliche Künstler so unterschiedlicher Art wie Michelangelo und Kafka, mit noch unterschiedlicheren Vätern unter diesen Blickwinkel zu betrachten, mag fast absurd scheinen, erlaubt dennoch die Frage: War der Vater das verhasste, gefürchtete oder das geliebte Vorbild? Väter verkörperten im 15./16. wie im 19./20. Jahrhundert die elterliche Autorität und so müsste die Frage weiter gefasst lauten: Welchen Einfluss haben Väter auf die Kreativität ihrer Söhne? Am Beispiel von Michelangelos Briefen an den Vater und seinem Gedicht Auf den Tod des Vaters sowie Kafkas Brief an den Vater sind die Worte der Künstler selbst vielleicht eine Antwort, die der eingeborenen Kreativität wohl größere Kraft einräumen als der väterlichen Autorität. Ist Kreativität ein angeborenes Talent, das sich, unter welchem Einfluss auch immer, seiner Qualität entsprechend autonom entwickelt? Formen z. B. Liebe, Trotz oder Widerstand, also gelebte Emotionen, die Basis, auf der das künstlerische Talent eines jungen Menschen fußt oder geben sie dem Werk „nur“ Farbe und Schattierung? Der Essay sucht diesen Fragen nachzugehen.
Zwei Fragen geht das vorliegende Buch nach: Warum, wenn das menschliche Gehirn weitaus flexibler und plastischer ist als bisher angenommen, sollte jeder Mensch, wenn er nur lange genug lebt, an Demenz erkranken, wie manche Hochrechnungen suggerieren? Und: Warum gibt es innerhalb Europas gerade in Deutschland die meisten an Demenz erkrankten Menschen? Selbst wenn hier vergleichsweise mehr Ältere leben als in andern europäischen Ländern, heißt das nicht, dass Alter ein Synonym für Demenz ist! Viele Beispiele aus der Praxis komplettieren die Gedanken über Alter, Krankheit, über Stress und Langeweile, Einsamkeit und Angst, über Gesellschaft, Kreativität und individuelle Freiheit und über jene Demenz, die nicht sein müsste.
Dieser zweiteilige Essay, anlässlich des 100. Geburtstags des Komponisten und Pianisten Fré Focke, bietet im biografischen Teil neun Skizzen, die seine reale und geistige Welt erkunden. Focke zog sich 1965 aus der Öffentlichkeit zurück, und die Autorin war die letzten 25 Jahre seines Lebens glücklich mit ihm verheiratet. Diese Jahre werden jedoch nicht im biografischen Teil behandelt, ebenso wenig die musikalische Einordnung seiner Werke in die Moderne des 20. Jahrhunderts, die im zweiten Teil von Prof. Dr. h. c. Juan Allende-Blin erfolgt. Der Dokumentationsteil umfasst Kurzbiografien von Fockes Lehrern, Schülern und Freunden. Jeder Mensch ist eine eigene Welt, die aus der Stille kommt und wieder in sie mündet. Ein Künstler ist besonders offen für andere Welten, zieht sich jedoch oft zurück, sodass Außenstehende nur flüchtige Momente erfassen. Die Betrachtung eines Lebens ist stets im Kontext von Zeit, Gesellschaft und Individuum zu sehen. Diese Skizzen umfassen die Jahre 1910 bis 1965 und beleuchten das Lebensende. Berichte von anderen Künstlern, seiner Familie sowie Zeitungsartikel und Gespräche mit Musikern bieten Einblicke in Fockes Leben. Auch wenn die Perspektiven subjektiv sind, entsprechen die Fakten und Zitate einer gelebten Realität. Das Leben bleibt oft fragmentarisch, und die Skizzen zeigen Fragmente, die das Mosaik des Künstlers und Menschen Focke erahnen lassen, der vor einhundert Jahren geboren wurde.
„Goldstaub vom Weltenspiegel der Erfahrung“ stellt Leben und Werk der größten russischen Poeten des 20. Jahrhunderts vor, beeindruckende Beispiele der Menschlichkeit in einer Zeit unmenschlicher Grausamkeiten. Dennoch schrieben sie fast nur Poesie und poetische Prosa, zeitkritisch skeptisch, wütend, zärtlich, herb, ironisch - sie: Pasternak, Zwetajewa, Mandelstam, Achmatowa und Brodsky. In ihrem Denken Europäer zahlten sie bitter dafür. Vor allem ihr Alterswerk hat an eindringlicher Modernität nichts eingebüßt, ist z. T. noch kaum entdeckt. Zwei von ihnen sind Nobelpreisträger für Literatur, Pasternak (1958) und Brodsky (1987). Verdient hätten ihn sicher die anderen, meinte Brodsky in seiner Dankesrede auf den Nobelpreis, denn es sei nicht möglich, auf dem Papier noch im Leben besser zu sein als sie. Kunst und persönliche Freiheit gehören eng zusammen. Und es ist die Kunst, die den Künstler wie den Menschen überhaupt erst die Privatheit menschlicher Existenz lehrt. (Brodsky) Für diese gilt es einzutreten - überall in der Welt.
Der Mensch ist ein Mikrokosmos und wäre ohne die Basis seines Körpers nicht existent. Der Körper ist mehr als nur Körper, er lebt durch eine stetig fließende Kommunikation zwischen Gewahrwerdung, Psyche, Gefühl, Emotion und Verstand. Verliert sich das innere Gleichgewicht, leidet der Mensch in seinem Körper. In den vorliegenden Essays, deren Grundmuster philo-sophischer und psychologischer Natur ist, werden folgende vier Themen vorgestellt: Virtualität versus Wirklichkeit? Mein Körper und Ich - eine Freundschaft? Körpererinnerungen Universale Körpersprache. Der Körper in seiner verletzlichen Lebendigkeit wird immer den Blick des Einzelnen auf Wirklichkeit und Welt beeinflussen, sollte aber unsere Beziehung zu Umfeld und Umwelt nicht beeinträchtigen.
Die Namen der in diesem Band Dargestellten, Heinrich und Klaus Mann, Elisabeth Kübler-Ross, Annemarie Schimmel, Susan Sontag, Sándor Márai und Antoine de Saint-Exupéry, scheinen auf den ersten Blick wenig miteinander zu tun zu haben. Und doch verbindet sie Vieles. Nicht nur der schriftstellerische Beruf, auch ihre Art, sich in dieser Welt daheim, besser gesagt, nicht daheim zu fühlen. Dennoch waren diese Sieben in unterschiedlich starkem Maße überzeugte Europäer, mit einem wesentlich demokratischen Verständnis. Ihre Weltoffenheit und ihre Sorge um die Zukunft Europas wie um die des Menschen und der Menschheit eint sie in hohem Maße. Es verbindet sie aber auch die Fülle von Illusionen, Widersprüchen, ihr Aufbegehren und ihre Verstörung durch Krieg oder gar Kriege. Und es verbindet sie ihr unglaublich starker Wille, die vorgefundene Welt und den Menschen in ihr positiv verändern zu wollen. Wie Mosaiksteine zeigen ihre Werke Übergänge auf, vom 19. ins 20. Jahrhundert, von der Mitte des 20. hinüber ins 21. Jahrhundert, die Entwicklung vom Mitglied der etablierten Oberschicht zu einem erstaunten und erschrockenen Menschen, von dem vom Leben Verwöhnten zum Verzweifelten, am Leben und am Menschen zutiefst Zweifelnden. Sie vermitteln auch den von allen – unterschiedlich – tief empfundenen Schmerz des „Vorbei“ dieser Epoche.