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Michael Hillen

    30 de junio de 1953
    Frau Röntgens Hand
    Wo das Gestern geblieben ist
    • Poesie, die mit feinem Instrumentarium sich aufmacht, Vergangenem nachzuspüren und dabei auf unvermutet Gegenwärtiges trifft – seiner Melancholie, bisweilen seinem Schrecken. der neue tag durchs offene fenster steigt ein das frühstücksradio eines nachbarn, direkte schaltung an die orte des unglücks. der neue tag ist aufgeschreckt, kein auge wird er mehr zutun, nachhallende glockenschläge des fernen münsters. in den tontöpfen auf dem sims das stumme gebet der kapuzinerkresse, redegelübde brechen mit einem schweigen.

      Wo das Gestern geblieben ist
    • Frau Röntgens Hand

      • 102 páginas
      • 4 horas de lectura

      In seinen Gedichten nimmt Hillen die leiseren Aspekte des 'ganz normalen' Menschenlebens und des Naturgeschehens in den Blick, zeichnet Berufs-Bilder und Lebensentwürfe nach, beschreibt behutsam Alltagswahrnehmungen, Lebenshoffnungen, individuelle oder historische Erinnerungen und die Trauer über Verluste, vor allem um verstorbene Menschen. Hillens Bildsprache, gleichwohl sie surrealistische Momente nicht ausschließt, bezieht ihre Materialien überwiegend aus einer sorgfältig selektiven Benennung tatsächlicher, nicht weiter ungewöhnlicher und doch stets irgendwie 'besonderer' Wahrnehmungen. In seinen Versen geschieht allerdings nicht selten eine kleine Verrückung der Wirklichkeit, eine geringfügige Übermalung der sachlichen Bilder und Gedanken mit einem subjektiv geführten Pinselstrich. Der Leser betritt einen poetischen Kosmos, den er anderswo so noch nicht vorgefunden hat, wobei in der haarfeinen und doch entscheidenden Differenz zum Gewöhnlichen eine besondere Qualität dieser Verse liegt.

      Frau Röntgens Hand