Während in Berlin die Nationalsozialisten mit den Olympischen Spielen einen bedeutenden Erfolg ihrer Propaganda feiern, erreicht der Dirigent Joseph Rosenstock im August 1936 die japanische Hauptstadt Tokyo, wo er von den Musikern des Neuen Sinfonieorchesters begeistert empfangen wird. Dass seine neue Wirkungsstätte, die er bald als seine „zweite Heimat“ empfindet, zum zehnjährigen Mittelpunkt eines Lebens im Exil wird, hat er zu diesem Zeitpunkt wohl kaum geahnt. Die Karriere des 1895 in Krakau geborenen Dirigenten hatte nach Stationen als Generalmusikdirektor in Darmstadt und Wiesbaden und nach einem gescheiterten Engagement an der New Yorker Metropolitan Opera mit seiner 1933 aus „rassischen“ Gründen erfolgten Entlassung am Nationaltheater Mannheim einen entscheidenden Wendepunkt erreicht. Für die japanische Musikwelt war das Engagement ein Glücksfall und erwies sich bald als ein von gegenseitigem Respekt geprägter Kulturtransfer der besonderen Art. Nach dem Ende des Krieges zog es Rosenstock auf die „große Weltbühne“. Vor allem in New York fand er als Chef der City Opera und in den 1960er Jahren als Dirigent an der Metropolitan Opera internationale Beachtung. Willkommene Gastspiele an seinen alten Wirkungsstätten gab es durchaus. Zu einer dauerhaften Rückkehr des Exilanten kam es indessen nicht mehr.
Ralf Eisinger Libros



Klaus Pringsheim aus Tokyo
Zur Geschichte eines musikalischen Kulturtransfers
- 203 páginas
- 8 horas de lectura
Klaus Pringsheim, ein talentierter Musiker aus einer wohlhabenden jüdischen Familie, erlebt eine beeindruckende Karriere in der europäischen Musikszene, bevor er 1931 nach Japan zieht. Dort wird er als Kompositionslehrer und Dirigent aktiv, insbesondere bei Mahler-Erstaufführungen. Die Machtergreifung der Nationalsozialisten zwingt ihn ins Exil, was sein Leben nachhaltig prägt. Nach Jahren in Kalifornien kehrt er 1951 nach Tokyo zurück, wo er als Dirigent nur noch sporadisch in Deutschland auftritt. Seine Geschichte reflektiert die Herausforderungen und Wandlungen eines Künstlers im Angesicht von politischen Umwälzungen.
Und konnten beisammen nicht kommen
Aspekte einer verhinderten Wahlverwandschaft zwischen Thomas Mann und Richard Strauss