In der Nacht von 2. auf den 3. Februar 1945 flogen britische Bomber gegen Wiesbaden. Es war nicht der erste und nicht der letzte, aber der mit Abstand schwerste Luftangriff auf die Stadt. Etwa 600 Menschen starben, das Kurviertel veränderte für immer sein Gesicht. Dennoch hatte Wiesbaden dabei Glück im Unglück: Die Darstellung von Dr. Thomas Weichel zeigt, basierend auf bisher unbearbeitetem Material aus englischen Archiven, dass die Armada von fast 500 viermotorigen Lancaster-Bombern mit über 2000 Tonnen Bombenlast ihr Ziel zum großen Teil verfehlte. Wiesbaden entging in dieser Nacht einer weitgehenden Zerstörung eher durch Zufall. Aber das Buch ist mehr als eine Darstellung dieses einen großen Angriffs und seiner Folgen. Mit über 100 Abbildungen entwirft der Autor ein Bild Wiesbadens im Bombenkrieg 1941-1945, zeigt auch in Abschnitten dessen Vorgeschichte und den folgenden Wiederaufbau.
Thomas Weichel Libros






„Pensionopolis“, „Weltkurstadt“, nennt sich Wiesbaden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts voller Selbstbewußtsein und frei von jeder Bescheidenheit. Der steile Aufstieg der kleinen Landstadt mit kaum mehr als 2000 Einwohnern zu einer Großstadt innerhalb eines Jahrhunderts ist sicher eine Erfolgsgeschichte sui generis. In Wiesbaden wurde das Geld verzehrt, das anderswo verdient oder ererbt worden war. Hier wohnten reiche Rentiers und machten die Stadt zum „Pensionopolis“ (Max Weber), erholten sich die Eliten aus ganz Europa im Sommer bei der Kur. Wer waren die Bürger dieser Stadt? In welchem Verhältnis standen die alte bürgerliche Führungsschicht, die verschiedenen Einwanderergruppen, die Staatsbeamten und die Offiziere zueinander? Die Frage nach den Trägern des Aufstiegs und jenen, die Widerstand gegen Modernisierung und Ausbau leisteten, steht im Mittelpunkt der Arbeit von Thomas Weichel. Für einen Zeitraum von 130 Jahren werden die innerstädtischen Konflikte beschrieben, von denen manche heute tragikomisch anmuten, den Zeitgenossen aber waren sie bitter ernst.
Wenige Schritte durch das Wiesbaden von heute genügen, um zu erkennen, dass dies eine Stadt mit einer besonderen Vergangenheit ist. Die Pracht der einstigen „Weltkurstadt“ ist an vielen Stellen noch sichtbar. Besucher und Bewohner erliegen bis heute dem Charme ihrer unverwechselbaren Architektur sowohl in den Kerngebieten, als auch in den Villenlagen. Diese Schönheit ist der Grund für Menschen und Firmen, sich hier anzusiedeln. Die Neuerscheinung spürt dem alten Wiesbaden nach und zeigt viele Gebäude, die bereits im Baurausch der wilhelminischen Zeit verschwunden sind. Es ist eine Geschichte in Bildern, die die große Epoche des Historismus in Wiesbaden wieder auferstehen lässt.
Die von dem Autor aus dem Stadtarchiv Wiesbaden ausgewählten Fotos ergeben ein lebensechtes Spiegelbild dieser ereignisreichen Zeit, in der sich vieles schnell veränderte. Nicht nur offizielle Ereignisse und Höhepunkte der Zeit, sondern auch der Alltag der Menschen wird ins Bild gerückt.