Der Autor geht von der Grundthese aus, daß Hoffmanns Gesamtwerk - das literarische und das bildnerische Werk sowie die Schriften zur Musik - keine Entwicklung aufweist, sondern sich aus poetischen Kernbereichen entfaltet, die vom Beginn bis zum Ende der literarischen Laufbahn Hoffmanns identisch sind. Auf diesem Wege kommt er zu einer Theorie dessen, was er die Innere Form von Hoffmanns Werk nennt: einen Zusammenhang, der 'Entwicklung' ausschließt und 'Integration' bewirkt. Diese Phänomenologie des Poetischen legt der Autor dar, indem er einen regelrechten Gang durch Hoffmanns Gesamtwerk unternimmt: von den Anfängen bis zum Abschluß. Die Ergebnisse der Teilanalysen werden schließlich eingebracht in eine großangelegte Untersuchung des Märchens Prinzessin Brambilla und hier noch einmal vertieft. Die Grundannahme der Arbeit bestätigt sich.
Klaus Deterding Libros






Das unvollendet gebliebene Werk eines Dichters fortzusetzen und zu beenden, ist sicher mutig, beinahe tollkühn - es gültig zu beenden, aber etwas anderes. Dazu ist es erforderlich, sich völlig in den Dienst des Vorgängers zu stellen: des Autors und seines Werks. Genau das ist im vorliegenden Fall mit E. T. A. Hoffmanns Erzählfragment „Der Feind“ geschehen und gelungen. Das Ergebnis ist eine kongeniale Leistung: sprachlich von hoher Konzentration - und eine regelrecht spannende Lektüre. Der Autor hat diese Neuauflage des Bandes erweitert durch zwei Ergänzungen. Die eine stammt aus seinem Fachgebiet, der Literaturwissenschaft. Die andere Ergänzung ist eine höchst attraktive: Es sind Porträt-Skizzen des Berliner Künstlers Siegfried Kühl beigegeben, die den Text an ausgesuchten Positionen schöpferisch begleiten und interpretieren - in der anderen Sparte der Kunst, die Hoffmann selber ja ebenfalls vertrat und beherrschte.
Eine preußische Adlige der Gegenwart setzt sich für die Ehrung einer historisch bezeugten Widerstandskämpferin gegen den Nationalsozialismus in ihrem brandenburgischen Ort ein. Dabei stößt sie ihrerseits auf den erbitterten Widerstand postkommunistischer Kleinbürger, weil die zu ehrende Frau angeblich eine Kapitalistin und „Nachkriegs-Gewinnlerin“ war. Die Gruppe versucht mit krimineller Energie, die Ehrung zu verhindern. Das gelingt zwar nicht, jedoch kommt Freya von Stegerwald dabei auf ähnlich tragische Weise ums Leben wie das historische Vorbild. - Der Täter richtet sich am Ende selbst, und zwar in einer seltsamen und ergreifenden Angleichung an jene preußische Tugend der Ehre, die er mit Freya von Stegerwald ausgelöscht zu haben glaubte.
Der 20. Juli 1944 wird hier in einer neuen Sicht präsentiert; denn es geht endlich einmal nicht um Berlin oder Rastenburg, sondern um Paris, wo der Aufstand beinahe noch gelang. Auf der Grundlage der geschichtlichen Tatsachen erzählt der Autor den hochdramatischen Ablauf der Ereignisse und verbindet das u.a. mit der bewegenden Geschichte eines kleinen Mädchens, das dem führenden General begegnet und ihn wiedersehen will - zu spät. Eine echte Novelle entsteht, die zugleich der Historie eine höchst gelungene literarische Verarbeitung.
Der Autor dieses Buches versucht eine Synthese, wie sie bisher in der deutschen Literaturwissenschaft noch nicht geleistet worden ist: eine Zusammenschau von Literatur und Ökologie in einer “horizontalen” Sicht. Die Dichtung der letzten drei Jahrhunderte, von der Gegenwart bis zu Goethe zurück, wird in ausgewählten Beispielen auf ihren “ökologischen” Gehalt befragt: auf ein dynamisches, ganzheitlich-organisches Denken und Empfinden, für das heute der allgemeine Begriff “systemisch” gilt. Es ergeben sich strukturelle Gemeinsamkeiten zwischen Ökologie und Literatur, die in Erstaunen setzen. Im selben Vollzug werden, von anderen Abschnitten des gemeinten Horizontes her, auch Philosophie und Naturwissenschaft auf den gleichen Gehalt hin befragt. Der Autor stellt eine Überlappung, ja in Teilen eine Identität der Weltsicht zwischen Dichtern, Philosophen und (modernen) Naturwissenschaftlern fest, die frappierend ist – und die uns sowie die kommenden Generationen in die Pflicht nimmt, daran weiterzuarbeiten und so den Ausweg aus der Krise doch noch zu finden.