Hermann Kesten (1900-1996) war eine prägende Figur der Literaturszene der Weimarer Republik, des Exils und der jungen Bundesrepublik. Er schrieb zahlreiche Romane, Erzählungen, Dramen und Gedichte und wurde nach dem Zweiten Weltkrieg als Essayist bekannt. Besonders eindrucksvoll sind seine Porträts berühmter Kollegen in «Meine Freunde die Poeten». Geboren in Podwolozyska, verbrachte er seine Jugend in Nürnberg und zog nach einem abgebrochenen Studium nach Berlin, wo er beim Kiepenheuer Verlag arbeitete und erste Erfolge feierte. 1933 musste er Deutschland verlassen und lebte sieben Jahre in Frankreich, wo er die deutsche Abteilung des Amsterdamer Verlags Allert de Lange leitete. 1940 floh er in die USA, wo er vielen die Einreise ermöglichte. 1949 wurde er amerikanischer Staatsbürger und zog in den 50er Jahren nach Rom, wo er bis zum Tod seiner Frau 1977 lebte. Danach übersiedelte er nach Basel und verbrachte seine letzten Jahre in einem jüdischen Altersheim. Kesten zählt zu den bedeutendsten Persönlichkeiten der deutschen Literatur des 20. Jahrhunderts und war nach dem Krieg einer der meistgelesenen deutschen Autoren in den USA. Albert M. Debrunner hat über 25 Jahre an Kestens Biografie gearbeitet, die sich wie ein Roman liest.
Albert M. Debrunner Libros






Ernst Stadler
Ein zu kurzes Leben
Ernst Stadler (1883-1914) verkörperte in seinem kurzen Leben ein geistiges Europa, das seiner Zeit weit voraus war. Als Kind deutscher Eltern fühlte er sich schon früh zur französischen Literatur hingezogen und dachte republikanisch. Nach Studienjahren in München und Strassburg ging er nach England und arbeitete in Oxford an seiner Habilitation über Wielands Shakespeare-Übersetzungen. Anschließend wurde er Dozent an der Universität Brüssel, wo er deutsche Philologie lehrte und französische Literatur übersetzte. Mit seinem eigenen lyrischen Schaffen schloss er sich dem international gesinnten Kreis um die expressionistische Zeitschrift 'Aktion' an. Nach den Schüssen von Sarajewo erlebte Stadler dann allerdings die Fatalität des alten Europa am eigenen Leib: Da er aus Standesrücksichten Offizier geworden war, musste er bereits am ersten Mobilisierungstag als Reserveleutnant einrücken; nach drei Monaten fiel er in der Schlacht um Ypern auf belgischem Boden. Geblieben ist von diesem zu kurzen Leben ein schmales lyrisches Werk, das bis heute zum Kernbestand des frühen Expressionismus zählt. Nach den symbolistischen Anfängen des ersten, von Stadler selbst bald verworfenen Gedichtbandes 'Präludien' (1904), schlug er gänzlich neue Wege ein. Mit frei-rhythmischen Langzeilen-Gedichten und der Vitalität seiner Bilder sprengte er das Korsett des gebundenen Verses, ohne dem klischeehaften 'Oh Mensch'-Pathos zu verfallen, das die Wahrnehmung des Expressionismus heute erschwert. In seinem Band 'Aufbruch' (1914) steht die Ahnung einer nahen Apokalypse hart neben glühender Daseinshoffnung darin der Kunst Ludwig Meidners verwandt, von dem Stadler damals ein Bild zu erwerben versuchte. Albert M. Debrunner füllt mit Stadlers Biographie erneut eine große Lücke der Literaturgeschichtsschreibung. In souveräner Disposition des umfangreichen Quellenmaterials zeichnet Debrunner die wenig bekannten Lebensumstände des Dichters nach und entwirft das Panorama einer ganzen Epoche
Während mehrerer Jahre hat Albert M. Debrunner für das Literaturhaus Basel auf den Spuren Schreibender sonntägliche Spaziergänge durch die Stadt Basel gemacht, die sich grösster Beliebtheit erfreuten. Jetzt liegt sein Führer zu Wohn- und Arbeitsstätten von Dichtern, zu Wirkungsorten von Schriftstellern und zu Aufenthalts- und Wohnorten von schreibenden Künstlern, Forschern und Philosophen in einem schönen und reich illustrierten Buch vor. Albert M. Debrunners neues Buch 'Literarische Spaziergänge durch Basel' schliesst eine Lücke, denn es ist nicht nur zur genüsslichen Lektüre zu Hause oder im Hotel gedacht, sondern ausdrücklich als ganz konkrete Wegleitung für Leserinnen und Leser durch Basel. Ein eigentlicher Literatur-Reiseführer in Buchform hat bisher gefehlt. Was hier entstanden ist, ist ein Führer für Flaneure – und ein literarischer Verführer durch eine der schönsten Schweizer Städte, die schon so viele interessante Autoren geradezu magisch angezogen hat, u. a. Lavater, J. M. R. Lenz, Sophie von La Roche, Goethe, Kleist, Nietzsche, Hesse, Hugo Ball, Rilke, Thomas Mann, Wolfgang Borchert und Friedrich Dürrenmatt, Max Frisch, Bertolt Brecht, Jürg Federspiel und Günter Grass, um nur einige wenige aus der langen Liste jener zu nennen, die Basel besucht, hier gewohnt, gewirkt oder Spuren hinterlassen haben.
Kunsthistorisch Interessierte haben den Thurgau schon lange für sich entdeckt. Dass der Kanton auch Literaturfreunden viel zu bieten hat, ist hingegen noch viel zu wenig bekannt. Bodman und Brechbühl, Goethe und Glauser, Hölderlin und Hohl, Mörike und Meienberg und viele andere mehr haben die literarische Landschaft Thurgau geprägt. Der Literaturführer Thurgau will auf die Orte aufmerksam machen, wo Schriftstellerinnen und Schriftsteller zur Welt gekommen und gestorben sind, wo sie gelebt und gearbeitet haben, wo sie ihre Ferien verbracht oder Zuflucht vor Verfolgung gefunden haben, wo sie zu Gast oder zu Hause gewesen sind. Wo immer man seine literarische Reise durch den Thurgau beginnt, ergeben sich vielfältige Bezüge zur schweizerischen und euro-päischen Kulturgeschichte. Jeder Ort, und sei er noch so klein, ist ein Tor zur Welt. Der Literaturführer Thurgau regt dazu an, selber auf literarische Spurensuche zu gehen. Neben den vorgestellten Hauptrouten „Am Untersee“, „Am Bodensee“, „Im Tal der Thur“ und „Der Murg entlang“ bieten auch Nebenrouten zahlreiche Entdeckungen.