Manfred Prisching analysiert das wachsende Unbehagen in der spätmodernen Gesellschaft, das aus verletzten Grundbedürfnissen resultiert. Fehlen verbindliche Werte und Gemeinschaftsgefühl, entstehen Irritation, Angst und Aggressivität. Die Gesellschaft driftet in Konflikte, die emotionalen Druck inszenieren.
Es klingt einfach: faire Kommunikation. Und doch geht es in der Praxis so häufig schief. Irgendwann stellt sich heraus: Unternehmen haben über ihre Produkte nicht die Wahrheit gesagt. PolitikerInnen haben den Mund zu voll genommen. Zuweilen schummeln auch GutachterInnen und WissenschaftlerInnen. Medien übertreiben und verzerren. Faire Kommunikation ist nicht selbstverständlich. Manchmal ist es unsicher, was denn im konkreten Fall „fair“ sei. Was sollen etwa Ärzte oder Ärztinnen ihrer Patientenschaft sagen? Wie ungeschminkt soll man Schülern und Schülerinnen die Wahrheit über ihre schlechte Arbeit mitteilen? Soll man ehrlich sein, wenn man durch eine Mitteilung eine gefährliche Panik auslösen kann? Wo gibt es „Grauzonen“ der fairen Kommunikation? Oft lohnt es sich langfristig, anständig zu sein. Das ist aber nicht immer der Fall. Manchmal tut Anstand auch weh. Zudem wird man missverstanden. Und zuweilen muss man Kompromisse schließen. Wie geht das: faire Kommunikation?
Im vorliegenden Band können maßgebliche Einschätzungen zum Verhältnis zwischen Universität und Fachhochschule nachgelesen werden. Bemerkenswert ist dabei insbesondere, dass trotz denkbar unterschiedlichster Annäherungen zu diesem Thema die einzelnen Autoren in einer ganzen Reihe von zentralen Punkten ähnliche Ansichten zum Ausdruck bringen.
Individualisierung, Identität, Selbstentfaltung – das sind selbstverständliche Elemente der späten Moderne. »Wir alle spielen Theater« und müssen die Einzigartigkeit des Ichs über die Bühne bringen. Aber das ist nicht einfach. Denn in einer chaotischer werdenden Welt ist das unverwechselbare Selbst schwierig zurechtzubasteln, und oft handelt es sich bloß um ziemlich konformistische Muster. Zudem will sich der Einzelne nicht durch unverständliche Einzigartigkeit unmöglich machen. Da tut sich eine Kluft auf, die oft nur durch Bluff zu schließen ist, in einer Form, die vermehrt durchschaut und akzeptiert, ja anerkannt und eingefordert wird. Diesen Bluff findet man auch bei Vorstellungen über Fortschritt und Gemeinschaft, Körper und Religion, Politik und Wissenschaft. Manchmal bleiben nur Fakes und Bullshit.
Dieses Buch ist kein illustrierter Essayband. Es ist kein künstlerischer Ausstellungskatalog mit Begleittexten. Dieses Buch enthält Texte und Bilder, die Themen der Gegenwartsgesellschaft behandeln. Aber die Bilder sind nicht die Kommentare zu den Texten. Die Texte sind keine Meditationen über die Bilder. Es handelt sich um zwei „Sprachen“: die Sprache der Wissenschaft und die Sprache der Kunst. Beide vermitteln zu denselben Themen der Gegenwartsanalyse ihre Erfahrungen und Beobachtungen. Sechzig kurze Essays eines Soziologen und Bilder eines Künstlers: die Synchronisierung zweier Sprachen. Sie ergänzen einander, bestätigen einander, widersprechen einander. Sie regen Deutungen an und binden den Leser und Betrachter in den Dialog ein, sodass am Ende möglicherweise jeder sein eigenes Buch gelesen und betrachtet haben wird.
Kennzeichen unserer Zeit ist die Individualisierung. Jedem wird aufgetragen, seine originelle, unverwechselbare, einzigartige Identität zu entwickeln. Doch dieses Gebot überfordert zwangsläufig die Menschen. Diese „Ich-Bastelei“ kann nicht nur anstrengend sein, sondern zeigt uns auch, wie abhängig wir vom Konsum sind. Jeder glaubt, sein Ich kaufen zu können. Wer dabei der Maßlosigkeit verfällt, dem drohen Langeweile, Identitätszerfall und Einsamkeit. Zudem klaffen oft die Erwartungen in die Konsumwelt und die Erfahrungen in der Alltagswelt auseinander. Doch ist die Botschaft von der Entfaltbarkeit und Gestaltbarkeit der eigenen Identität nicht ohnehin übertrieben? Wirkungsvolle Mechanismen sorgen nämlich für die Anpassung der Menschen. Individualität muss inszeniert werden, aber die Inszenierungen ähneln einander.
Ein zeitdiagnostischer Essay an der Schwelle zur Wissensgesellschaft
229 páginas
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Die Analyse des Zeitgeists zeigt oft ein Auf und Ab bei bestimmten Themen, die mal im Fokus stehen und dann wieder in Vergessenheit geraten. In manchen Phasen werden sie als veraltet betrachtet und finden keinen Platz in Medien oder politischen Diskursen, während sie in anderen Zeiten als brisant gelten und intensiv diskutiert werden. Bildung ist ein typisches Beispiel für dieses Auf und Ab. Oft dreht sich die Diskussion um Modethemen oder organisatorische Details, während die grundlegenden Fragen nach dem Ziel von Bildungseinrichtungen und der Definition von "Bildung" selbst in den Hintergrund gedrängt werden. In einer dynamischen Gesellschaft müssen diese Fragen jedoch regelmäßig neu gestellt und den jeweiligen Umständen angepasst beantwortet werden. Was soll das Ziel von Schulen und Universitäten sein? Wie kann Bildung effektiv vermittelt werden? Wie wird der Bildungserfolg gemessen? Diese Fragen stellen eine grundlegende Herausforderung für alle Beteiligten im Bildungsbereich dar. Man kann sie ignorieren und sich stattdessen auf Zahlen und Statistiken konzentrieren oder sie individualisieren, indem man die Verantwortung auf einzelne Lehrende abwälzt und sie als Sündenböcke nutzt, wenn Probleme auftreten.
Der Untergang von New Orleans durch Hurrikan Katrina im August und September 2005 war eine der größten Katastrophen des Jahrhunderts. Der Soziologe Manfred Prisching erlebte diese Woche mit seiner Familie in der Innenstadt: das Wüten des Sturms, das Versagen der Rettungskräfte und die Überflutung der Stadt. In den folgenden Wochen verfolgte er die Medienberichterstattung, die Erzählungen der Betroffenen und die Reaktionen der Politiker. Prisching beschreibt nicht nur seine persönlichen Erlebnisse, sondern nutzt die Katastrophe als Ausgangspunkt für eine tiefgreifende Analyse der amerikanischen Gesellschaft. Seine zentrale These besagt, dass in Krisensituationen die Eigenheiten einer Gesellschaft besonders deutlich hervortreten. Die Berichte über Katrina zeigen Bilder von Opfern und Helden, von Individuen und Gemeinschaften, von unzulänglichen politischen Führern und erfolgreichen wirtschaftlichen Lobbys, sowie von einem schwächelnden Staat und ökologischer Ignoranz. Verdrängte Rassen- und Klassenunterschiede werden thematisiert, ebenso wie die Welle der Hilfsbereitschaft und Solidarität, die durch die Krise im amerikanischen Nationalgefühl ausgelöst wird. Prisching bietet einen authentischen Erlebnisbericht und eine fundierte Analyse der Besonderheiten der amerikanischen Gesellschaft, ergänzt durch zahlreiche Originalzitate aus Medien und Berichten von Betroffenen.
Dieses Buch bietet eine aufregende Analyse der Gegenwartsgesellschaft. Im Mittelpunkt steht die Frage nach einer „neokonsumistischen Geisteshaltung“ in der Gegenwart und die daraus resultierenden Folgen und Ambivalenzen.