In der therapeutischen Beziehung spielt die Kindheit der Patienten selbstverständlich eine große Rolle und das Hier und Jetzt – bei diesem wird meist unbedacht davon ausgegangen, dass die Personen im therapeutischen Kontakt, Therapeuten wie Patienten, sich auf der Höhe ihres Frauen- oder Mannesalters befinden. Die spezifische Epidemiologie psychischer Störungen im Alter, das Altern selbst als Angriff auf das (nicht nur narzisstische) psychische Befinden, die ganz eigenen Auswirkungen auf das Übertragungs- und Gegenübertragungsgeschehen werden zwar in jeder Psychotherapie integriert und vielleicht auch bewältigt, es gibt aber erstaunlich wenig Versuche, sie systematisch zu beschreiben und die damit gewonnenen Erkenntnisse allgemein nutzbar zu machen. Noch erstaunlicher – oder eben auch nicht – ist der Umstand, dass dem Altern der Psychotherapeuten, das im therapeutischen Prozess gewiss auch eine große Bedeutung hat, in der Literatur bisher wenig Beachtung geschenkt wurde. In diesem Buch werden die epidemiologischen und psychosozialen Aspekte des Alterns ausgebreitet und Fragen der Beziehung zwischen älter werdenden Therapeuten und ihren Patienten behandelt. Psychoanalytische Dimensionen und therapeutische Grenzsituationen verdeutlichen die Gefährdungen, aber auch mögliche Hilfen zur Sinnfindung im Alter.
Erik Wenglein Libros


