Die Belletristik in der DDR diente als Ersatzöffentlichkeit, insbesondere im Bereich der Wissenschaftsliteratur, die etwa 150 Werke umfasst. Der Band analysiert, wie diese Literatur das Thema "Wissenschaft in der DDR" aufbereitet und aufzeigt, welche wertvollen Informationen sie für die zeitgeschichtliche Forschung bietet. Peer Pasternack, ein erfahrener Sozialwissenschaftler und Zeithistoriker, nutzt rund 25 Studien zur Wissenschafts- und Bildungsgeschichte der DDR, um die Relevanz und die bislang ungenutzten Erkenntnisse dieser Belletristik zu verdeutlichen.
Die Dokumentation bietet einen umfassenden Einblick in die Sonderhochschulen und Ressortforschung der DDR, die bislang wenig Beachtung fanden. Sie beleuchtet die Strukturen, Ziele und Entwicklungen dieser Bildungseinrichtungen und Forschungsinitiativen, die eine besondere Rolle im Bildungssystem der DDR spielten. Durch detaillierte Analysen und historische Kontexte wird ein neues Verständnis für die wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen dieser Zeit geschaffen.
Die Universität Halle-Wittenberg und die Stadt Wittenberg seit 1817: eine Beziehungsgeschichte
Seit reichlich zwei Jahrhunderten trägt die heutige Martin-Luther-Universität den Namenszusatz „Halle-Wittenberg“. 1817 war die Universität Wittenberg LEUCOREA (gegr. 1502) mit der damaligen Friedrichs-Universität Halle (gegr. 1694) zur Vereinigten Friedrichs-Universität Halle-Wittenberg zusammengeschlossen worden. War und ist die doppelte Ortsangabe „Halle-Wittenberg“ nur eine historische Reminiszenz? Oder hatte und hat sie auch praktische Bedeutungen für die hallesche Universität und die Stadt Wittenberg? Die Beziehungsgeschichte zwischen beiden wird hier erstmals nachgezeichnet. Wie sich herausstellt, waren die Verbindungen während der letzten zwei Jahrhunderte höchst wechselhaft. Deutlich wird, dass und wie sich die Beziehungsgeschichte von Universität Halle und Stadt Wittenberg seit der Universitätsvereinigung 1817 unter höchst unterschiedlichen politischen Rahmenbedingungen entfaltete: Preußen und Kaiserreich, Weimarer Republik, NS-Regime, DDR und vereinigtes Deutschland. Ebenso deutlich wird, dass die Beziehungspflege zwischen einer Universität als Organisation und einer Stadt als Gebietskörperschaft nicht umstandslos funktioniert. Sie verlangte (und verlangt) manche organisatorische und inhaltliche Pirouette, regte aber auch ertragreiche Arbeiten und Aktivitäten an.
Wo das Thema Hochschulbildung und Pandemie ausgewertet wird, dort stehen bislang die naheliegenden, weil überoffensichtlichen Fragen im Mittelpunkt: Digitalisierung der Lehre, Distanzunterricht und dessen Akzeptanz, technische Ausstattungen bzw. deren Defizite oder die Bedeutung von Sozialität und Soziabilität für Lehr-Lern-Prozesse. Das kann kaum verwundern. Es waren neue Erfahrungen wie die flächendeckende Kommunikation unter Abwesenden mit dem Zwang zur Kacheldidaktik, die zunächst einmal die alltagsprägenden Herausforderungen darstellten. Doch dürfte es ebenso sinnvoll sein, diese Themen in einen Horizont mittlerer Reichweite einzuordnen. Dabei sollten die Vertreter. innen sowohl der Universalisierung als auch der Exklusivität von Hochschulbildung die Pandemieerfahrungen als Irritation ihrer jeweiligen Position wahrnehmen, genauer: die Erfahrungen mit dem deutschen Pandemiemanagement. Sie können genutzt werden, um den Horizont mittlerer Reichweite zu öffnen. Dazu lassen sich folgende Fragen stellen: Welche gesellschaftlichen Herausforderungen entstanden mit der Pandemie? Wie wurden diese politischadministrativ bewältigt? Wer hatte bei ihrer Bewältigung herausgehobene Rollen wahrzunehmen? Woher stammen die Kompetenzausstattungen dieser Rollenträger? Gibt es hier einen Zusammenhang zur Qualität der Hochschulbildung?
Eine Systematisierung der externen Kommunikationen der Wissenschaft
Der Ausgangspunkt dieser Neusortierung ist: Wissenschaftskommunikation ist die Kontaktaufnahme und -pflege der Wissenschaft mit der Nichtwissenschaft, also mit ihrer Umwelt. Damit wird das Verständnis von Wissenschaftskommunikation sowohl eingeschränkt als auch erweitert: eingeschränkt auf die externe Kommunikation der Wissenschaft, erweitert auf jegliche Kontaktaufnahmen und -pflege der Wissenschaft mit der Nichtwissenschaft. Es zeigt sich, dass es sehr viel mehr Wissenschaftskommunikation gibt, als man gemeinhin denkt, darunter zahlreiche Varianten, die noch gar nicht als Wissenschaftskommunikation erkannt werden. Zugleich zeigt sich: Gemessen an der Verarbeitbarkeit der Angebote findet zu viel Wissenschaftskommunikation statt, und gemessen an der Wirksamkeit der Angebote findet zu wenig effektive, d. h. zielerreichende Wissenschaftskommunikation statt. Um das zu ändern, bedarf es eines deutlichen Bildes davon, was Wissenschaftskommunikation ist, wie sie von anderen Kommunikationen abgegrenzt ist und wie sie intern differenziert ist. Dieses Bild wird hier gezeichnet.
2019 wird das Jubiläum „100 Jahre Bauhaus“ gefeiert. Dabei gibt es eine bemerkenswerte Lücke. Das Jubiläum feiert die Prägungen des Designs und der Architektur, die heute noch als schick gelten. Die Radikalisierung des Neuen Bauens in Gestalt industriell errichteter Plattenbausiedlungen als das andere Erbe indes ist abwesend. Doch war der industrialisierte Wohnungsbau (auch) am Bauhaus vorgedacht worden, etwa von Ludwig Hilberseimer, und ehemalige Bauhäusler standen nach dem Kriegsende mit an der Spitze der Bewegung des industrialisierten Bauens, so etwa in der DDR Richard Paulick.°°Im Osten Deutschlands lebt heute jede/jeder Fünfte in einer Plattenbausiedlung. Dort handelt es sich um prägende Elemente der Stadtlandschaften, in den westlichen Bundesländern um deren gelegentliche Ergänzungen. Funktional und sozial waren die ostdeutschen Siedlungen in den letzten drei Jahrzehnten den westdeutschen sehr ähnlich geworden: Schrumpfung, Segregation, Bildungsarmut und ein entsprechendes Image prägen die Situation. Einst hingegen, in der DDR, galten sie als Orte städtebaulicher Modernität und privilegierten Wohnens. 100 Jahre nach der Bauhausgründung und 30 Jahre nach dem Versinken des Sozialismus widmen sich die Autor. innen dieses Buches der Frage, wie zutreffend die Außenwahrnehmung der ostdeutschen Plattenbausiedlungen ist und welche Umsteuerungen angeraten sind.
Die Gründung Halle-Neustadts hatte sich 2014 zum 50. Mal gejährt. Das brachte eine deutliche Aufmerksamkeitssteigerung für den Stadtteil mit sich. Dieses Jubiläum wiederum jährt sich 2019 zum fünften Mal: Hat die erhöhte Aufmerksamkeit dazu geführt, dass eine größere Souveränität im Umgang mit den Problemen des größten Stadtteils Halles gewonnen werden konnte? Ist für die zentralen Herausforderungen, vor denen die Halle-Neustadt stand und steht, ein produktiver Bearbeitungsmodus gefunden worden? Diese Fragen gehen 18 Autorinnen und Autoren in ihren Beiträgen in dem reich bebilderten Buch nach.
Das Zentralinstitut für Hochschulbildung Berlin (ZHB) und seine Kontexte 1964-2014
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50 Jahre Forschung über Hochschulen im Osten Deutschlands: 1964 war das Institut für Hochschulpolitik an der Humboldt-Universität zu Berlin gegründet worden. 2014 war das Institut für Hochschulforschung Halle-Wittenberg (HoF) in seiner heutigen Form inhaltlich und organisatorisch konsolidiert. Dazwischen lagen noch zwei weitere Institute, sehr unterschiedliche Umfeldentwicklungen und mehrere krisenhafte Situationen, darunter ein Wechsel des Gesellschaftssystems. Auf je eigene Weise waren alle vier Einrichtungen mit ihren Vorgängern bzw. Nachfolgern verknüpft. Im Mittelpunkt der Betrachtung steht das Institut, das mit 230 Wissenschaftler. innen den quantitativen Höhepunkt in diesen fünf Jahrzehnten markierte: das Zentralinstitut für Hochschulbildung Berlin (ZHB), gegründet 1982, abgewickelt 1990. Von diesem ausgehend werden das Vorgängerinstitut, das Umfeld sonstiger Forschungen über Hochschulen in der DDR, die Anschlusseinrichtung „Projektgruppe Hochschulforschung Berlin-Karlshorst“ (1991–1995) und das wiederum nachfolgende Institut für Hochschulforschung Halle-Wittenberg (HoF, seit 1996) in den Blick genommen. Zu verfolgen sind so organisatorische, kulturelle und inhaltliche Kontinuitäten wie Brüche innerhalb zweier Gesellschaftssysteme und über den 1989er Systemwechsel hinweg: 25 Jahre vor und 25 Jahre nach der Implosion des DDR-Sozialismus.
Für die Hochschulorganisation waren in den vergangenen 20 Jahren zwei politisch induzierte Reformen prägend: die von New Public Management inspirierten Governance-Reformen und der Bologna-Prozess. Zwei zentrale Versprechen waren damit verbunden: Entstaatlichung werde mit Entbürokratisierung verbunden sein (Versprechen der Governance-Reform) und die Strukturierung erbringe eine Entlastung von den bisher nötigen fortwährenden Improvisationsanstrengungen (Studienstruktur-Reform).°°°°Dem stehen gegenteilige Wahrnehmungen des wissenschaftlichen Personals gegenüber: Die Entstaatlichung habe neue Bürokratieanforderungen gebracht und die Verwaltung der strukturierten Studiengänge ginge mit neuen Belastungen einher. Die Hochschulen haben darauf vor allem auf zwei Wegen reagiert: durch die Einführung von Hochschulmanagementstrukturen neben der herkömmlichen Verwaltung und durch die Weiterentwicklung digitaler Assistenzsysteme. Die hier vorgelegte Studie fragt nach den Wirkungen und wie diese sich zu den Wahrnehmungen verhalten.°°