Die Reformierung des japanischen Finanzsystems, bekannt als Big Bang, wurde zu Beginn des Finanzjahres 1998 eingeleitet und war der Anlass für den 6. Japanologentag der OAG in Tokyo am 26. und 27. März 1998. Die Gründung der Deutschen Gesellschaft für Natur- und Völkerkunde Ostasiens im Jahr 1873 umfasste neben Gelehrten und Diplomaten auch Kaufleute, und auch heute stammen viele Mitglieder aus der Wirtschaft. Das gewählte Thema „Japans Kultur der Reformen“ soll den Blick über die aktuellen finanziellen Entwicklungen hinaus erweitern. Gegner der Finanzreformen in Japan berufen sich oft auf die Tradition, während ausländische Skeptiker kulturelle Wirtschafts- und Sozialstrukturen als Hindernis für echte Reformen sehen. Ein kulturwissenschaftlicher Ansatz könnte das Verständnis der gegenwärtigen Entwicklungen in Japan verbessern. Die Beiträge umfassen Themen wie die Wirtschaftsreformen der 90er Jahre, die Deregulierung aus juristischer Sicht, die Rolle von Think Tanks, politische Systemreformen, regionale Sicherheitsvorschläge, Umweltfragen, Anti-Yakuza-Gesetzesreformen sowie Bildungsreformen im modernen Japan. Diese Diskussionen bieten einen tiefen Einblick in die vielschichtigen Aspekte der Reformen und deren kulturelle Implikationen.
Werner Schaumann Libros






Neuburger, E.: Imperfektionismus - Vitale Bauart in Japan / Gössmann, H.: Zwischen Fremdeinfluß und Selbstzensur - Literatur und Massenmedien im Japan der Gegenwart / Schulz, E.: Edo, Tokyo und Paris - Gewollte und gewordene Moderne um 1909 aus der Sicht des Autors Nagai Kafu / Hintereder-Emde, F.: Überlegungen zu Natsume Sosekis Kritik am Modernisierungsprozeß der Meiji-Zeit / Pomykol, J.: Erzieherisches Laisser-faire im japanischen Fernsehen. Das wachsende Technopol - gewollt oder geworden? / Schlichtmann, K.: Artikel 9 im Normenkontext der Staatsverfassungen - Souveränitätsbeschränkung und Kriegsverhütung im 20. Jahrhundert / Lokowandt, E.: Einleitung zum Symposium / Suzuki, S.: „Gewollt“ und „geworden“ in den japanischen Kulturwissenschaften / Miyanaga, K.: Von der Natur, die natürlicher ist als Natur / Sakamoto, K.: Das „Werden“ des Staats-Shinto durch den „Geist der Zeiten“ / Richter, St.: Rhythmus und Salon - Kommunikationsformen in Japan aus kulturgeschichtlicher Sicht / Jorissen, E.: Namban-Mode und Sakoku / Waldenberger, F.: Die Montageindustrien als Träger des „japanischen Wirtschaftswunders“ - Die Rolle der Industriepolitik
Der Schönheitssinn der Japaner ist sprichwörtlich geworden, was das Thema „Ästhetik und Ästhetisierung in Japan“ beim 3. Japanologentag der OAG in Tokyo naheliegend machte. „Bigaku“, die Übersetzung von „Ästhetik“, ist kein präzise definierter Begriff, sondern in seiner Ungenauigkeit für jeden nutzbar, der seine Vorstellung von japanischer Identität formulieren möchte. Im Mittelpunkt der hier versammelten Beiträge steht das Thema „Alltagskultur“, das das Gesicht der japanischen Ästhetik schärfer konturiert. Zukünftig wird niemand, der über „bigaku“ spricht, an diesem Buch vorbeikommen. Die Beiträge reichen von der Ästhetik als Bewältigungsstrategie in Fernsehdramen über die Ästhetik des japanischen Hauses im Gendaigeki bis hin zur Popularität des Manga und der Visualitätskultur. Weitere Themen sind die Ästhetik des Barbesuchs, die Rolle der Sprache in sunakku, sowie die Herausforderungen im japanischen Bildungswesen. Auch der Kunsthandel, die philosophische Ästhetik des Teeweges und die Aufführung von No und Kyogen werden behandelt. Zudem wird die Identifikation von Ethik und Ästhetik im neokonfuzianischen Denken der Edo-Zeit sowie die Auswirkungen der „japanischen Ästhetik“ auf die heutige Wirtschaft und Politik thematisiert.
Alles ist Spiel - Spiel ist alles
Ausgewählte Schriften von Werner Schaumann
„In den wenigen Belegen aus Kojiki und Nihonshoki begegnete uns das Wort asobi in einer Reihe von Bedeutungen, wie Jagen, Musizieren, Liebschaften, Kulttanz usw., die sich noch zu keiner Einheit zusammenschlossen. Zu einem Begriff, einem , Konzentrat vieler Bedeutungsgehalte‘, wird asobi in Gedichten des Manyōshū: die verschiedenen Bedeutungsmöglichkeiten vereinigen sich zu einem Idealbild aristokratischen Lebens. Unter chinesisch-taoistischem Einfluß konkretisiert sich dieses Ideal im Bankett (asobi), der Höfling spielt mit Musik und Dichtung, Wein und schönen Frauen das elegante Leben (fūryū) der Unsterblichen. Was unter den politischen und kulturellen Gegebenheiten der Nara-Zeit noch ein Ideal bleiben mußte, in der Heian-Zeit (794–1186) wird es Wirklichkeit: Leben als vollendetes ästhetisches Spiel – oder als endlose Spielerei. Wie verhält sich nun der Begriff asobi unter diesen veränderten Umständen?“
Jahreszeitenwörterbücher – was ist das? Wer und wofür braucht man das? Sind das Handbücher für Dichter wie die Reimlexika? Oder nach Themen geordnete Haiku-Anthologien? Oder etwa eine eigenständige Gattung der japanischen Literatur? Um Fragen wie diese zu beantworten, wird hier Takahama Kyoshis „Shin saijiki“ vorgestellt, das klassische Jahreszeitenwörterbuch der Moderne. Aus den über 2400 Jahreszeitenthemen wurden etwa 350 ausgewählt. „Um die japanischen Jahreszeiten zu erklären und den Kalender, der sie ordnet – Jahreszeiten sind ein Phänomen der Kultur! –, wurden neben den wichtigen Jahresfesten und dem Brauchtum auch eher unbedeutende Monatsnamen und verwandte Begriffe als Motive der Dichtung berücksichtigt. Die Geschichtlichkeit der Jahreszeitenthemen zeigen die neuen und einige heute überholte Jahreszeitenwörter. Die Ideologie von Kyoshis Jahreszeitenwörterbuch erkennt man an den Themen zur Reiskultur und den staatlichen Festtagen.“ (Werner Gustav Schaumann)
Die Deutsche Gesellschaft für Natur- und Völkerkunde Ostasiens (OAG Tokyo) hat Vertreter der japanbezogenen Wissenschaften und deutsche Unternehmen in Japan zu einem produktiven Austausch versammelt. Die anregende Podiumsdiskussion zum Thema „Japanologie und Wirtschaft - Wirtschaft und Japanologie“ wird in diesem Buch dokumentiert. Es enthält wirtschaftswissenschaftliche Untersuchungen, Studien zur Ausbildung und Sozialisation in Japan sowie zum japanischen Rechtsdenken. Auch traditionell japanologische, jedoch für die Wirtschaft relevante Referate sind enthalten. Die Beiträge umfassen Themen wie die kulturelle Identität in internationalen Unternehmen, die Realität der japanischen Keiretsu, den freien Wettbewerb als wirtschaftliches oder erzieherisches Prinzip, sowie das Erziehungsklima in Japan. Zudem wird die Tokioter Jugend und ein Forschungsprojekt dazu vorgestellt. Es werden auch Aspekte der Berufswahl im Germanistikstudium und die Sozialisation von Berufsanfängern in japanischen Betrieben behandelt. Ein Symposium beleuchtet die Verknüpfung von Japanologie und Wirtschaft, während weitere Beiträge historische Perspektiven auf die Meiji-Verfassung, die Haager Friedenskonferenzen und die Interpretation der Vergangenheit in Japan nach 1945 bieten. Abschließend wird die Rolle von Totenritualen und die Wiederentdeckung des Phantastischen in der japanischen Literatur thematisiert.