Die babylonisch-assyrische 'Beschwörungskunst' oder 'Magie' kannte eine Vielfalt von Heilvorschriften und Zeremonien, darunter zahlreiche defensive Rituale zur Lösung von Übel und zur Reinigung des Patienten. Diese Abwehrrituale richteten sich etwa gegen Dämonen, Götterzorn, Behexung, Feinde, den Fluch als Folge eines Tabubruchs, Geister oder böse Vorzeichen. 0Auch das traditionsreiche und für den König in besonders feierlicher Form durchgeführte Badehaus-Ritual hatte die Funktion, Übel abzuwehren. Entgegen üblicher Annahme stellt es aber nicht einfach ein unspezifisches Reinigungsritual dar, das durchzuführen war, wenn böse Vorzeichen eine Gefährdung des Königs anzeigten. Vielmehr besitzt das Badehaus-Ritual einen besonderen thematischen Fokus: den verhassten, verunglimpften, von Schadenzauber und Feinden bedrohten König, der selbst Schuld auf sich geladen hat. Das Ritual zeigt damit ein Bild des Herrschers, das dem von Monumentalarchitektur und Königsinschriften geprägten Erwartungshorizont der mesopotamischen Königsideologie nicht entsprach: den kontraintuitiven König. Im rituellen Kontext kann die Defizienz der königlichen Person thematisiert und überwunden werden. So dient das Badehaus-Ritual nicht zuletzt der Stabilisierung der königlichen Herrschaft.
Daniel Schwemer Libros






Die Arbeit bietet eine umfassende Untersuchung zu denjenigen altorientalischen Göttern, als deren Wirken primär Sturm, Gewitter, Wind und Regen galten. Zuerst anhand der schriftlichen Quellen, jedoch auch mit Verweisen auf das besser erforschte Bildmaterial, werden die verschiedenen Fragestellungen, die sich mit einer antiken Gottheit verbinden – vor allem die Rolle in religiöser Literatur und theologischen Entwürfen sowie der Kult und seine Institutionen – in religionshistorisch gegliederten Studien behandelt; auf eine umfassende Dokumentation der verfügbaren Quellen wird ebenso Wert gelegt wie auf deren philologische Bearbeitung im Detail. Die Verknüpfung der Einzelstudien zeigt, wo Einflüsse, Abhängigkeiten und synkretistische Entwicklungen zwischen den verschiedenen Wettergottgestalten walten, deren wichtigste der sumerische Iškur, der babylonisch-assyrische Adad, der hurritische Teššob und der nordsyrische Ba`lu sind.
Abwehrzauber und Behexung
Studien zum Schadenzauberglauben im alten Mesopotamien. Unter Benutzung von Tzvi Abuschs Kritischem Katalog und Sammlungen im Rahmen des Kooperationsprojektes Corpus of Mesopotamian Anti-Witchcraft Rituals
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Die Überzeugung, dass bestimmte physische und psychische Leiden als Behexung zu diagnostizieren sind, ihre Ursache also in bösen Schadenzauber-Ritualen oder behexten Substanzen haben, gehört zu den unhinterfragten Grundannahmen der babylonisch-assyrischen Heilkunde. Über die Vorstellungen, die man im alten Mesopotamien mit Hexerei, Schadenzauber, Hexer und Hexe verband, informiert vor allem ein umfangreiches Corpus von Abwehrzauber-Ritualen, die der Beschwörer im Falle einer Behexungsdiagnose durchführen konnte. “Abwehrzauber und Behexung” bietet eine umfassende Darstellung des babylonisch-assyrischen Schadenzauberglaubens. Auf einen detaillierten Überblick über die einschlägigen (vielfach unpublizierten) Quellen folgt eine ausführliche Diskussion der mit den Agenten des Schadenzaubers assoziierten Stereotypen (‘Hexenmuster’) und deren Anwendung in konkreten Fällen von Hexereianklagen. Symptomologie, Diagnose und die Therapie von Behexung mit Ritual und Heilmittel werden eingehend analysiert. Ein Ausblick vergleicht die mesopotamischen Schadenzaubervorstellungen mit denen des hethitischen Anatoliens und gibt eine allgemeine typologische Charakterisierung des mesopotamischen Hexenglaubens.
Im Heft 70 kommt die Edition der Fragmente von Keilschrifttafeln, welche von 1931–2015 in Boghazköy-Hattusa gefunden wurden, zum Abschluss. Das hier vorliegende Heft resultiert aus dem 2014 und 2015 ausgegrabenen Material und aus den bis dato uninventarisierten, fragmentarisch erhaltenen Tafeln aus dem Magazin des Museums in Boghazköy 72. Insgesamt finden sich in diesem Heft 110 Illustrationen von Keilschrifttexten aus Boghazköy wieder. Bei den Fragmenten 109 und 110 handelt es sich zudem um zwei schlecht erhaltene und nur teilweise editierte Kultinventare aus den Grabungen von Winckler und Makridi, welche von Michele Cammarosano eingehend studiert und nach Originalen in Ankara neu abgezeichnet wurden.
Akkadische Rituale aus Ḫattuša
Die Sammeltafel KBo XXXVI 29 und verwandte Fragmente