Schuld, Scham und Überforderung, und das Hoffen auf Vergessen werden über die Generationen weitergegeben, bis dieses transgenerationale Schweigen ge- und durchbrochen wird, und Licht sich seinen Weg in dunkle Seelenregionen bahnt. Das Schweigen bricht, wenn man es zur Sprache bringt.
Herwig Oberlerchner Libros






Das Schweigen wird laut
Erinnerungen
„Das Kriegskind fällt mir ein, das Familienphantom regt sich. Immer wieder taucht es in mir auf, dieses Kind, dieser unbekannte Onkel, periodisch und über Jahre drängt es mich, dieses Familientabu zu brechen.“ Es ist das Universum einer Kindheit auf dem Land in den 1960–70ern, das Herwig Oberlerchner hier assoziativ und episodisch aufarbeitet. Aufgewachsen in einem Viergenerationenhaus nimmt er eine Fülle von Bildern, Geräuschen, Stimmen in sich auf, auch solche, die viel älter sind als er: Geschichten seiner Eltern, Groß- und Urgroßeltern, von Tanten wie Onkeln, von Begegnungen, Merkwürdigkeiten oder Ausweichmanövern erzählt er ‒ und nach und nach auch von den Themen, die nicht für die Ohren des Kindes bestimmt waren: Depressionen und Suizide etwa, Kindstode, ungewollte Schwangerschaften, NS-Mitgliedschaften, ein ausgewanderter Abenteurer-Ahn. Ergänzt um die Nachfragen bei Verwandten, diverse Briefe und Archiv-Recherchen legt er Schicht um Schicht seines familiären Geflechts frei und ermutigt, neugierig auf die eigene Familie zu werden und deren Zonen lauten Schweigens zu erkunden.
Der Tod wird in unserer Kultur weitgehend verdrängt. Selbst in einer so aufgeklärten Gesellschaft ist das Sterben tabu. Aber der Tod ist ein Bestandteil des Lebens. Er ist nichts Fremdes, er ist kein Versagen des Menschen oder der Medizin. Er folgt dem natürlichen Prozess des Werdens – und Vergehens. Und: Es geht um die Reintegration des Todes in unser Leben. Dieses Buch soll ein Beitrag zur aktuellen Debatte über die Sterbehilfe sein – wesentlich ist dabei immer auch die Definition: die Unterscheidung zwischen aktiver und passiver Sterbehilfe, Palliative Care, Sterbebegleitung und Hospizarbeit. Experten aus den verschiedensten Bereichen, von der Palliativmedizin und Gerontologie bis zur Theologie und Philosophie, geben Auskunft darüber, wie sie zur Debatte stehen, wo sie doch ständig mit der Frage nach einem menschenwürdigen Umgang mit dem Tod konfrontiert sind.
Der Autor schildert Menschen, die zwei Gemeinsamkeiten aufweisen. Sie leiden an einer paranoiden Schizophrenie und schlüpfen durch alle Maschen des in Kärnten schon sehr dichten sozialpsychiatrischen Versorgungsnetzes. Gleichzeitig ist ihr Leidensdruck oder der ihrer Umgebung so groß, dass eine Betreuung notwendig ist. Wenn nun der »Prophet«, wie der Patient in einem Spezialteam des Psychiatrischen Not- und Krisendienstes genannt wird, aber auf gar keinen Fall zum Berg kommen will, so muss sich der Berg aufmachen und zum Propheten gehen. Von spannenden und berührenden Begegnungen mit solchen »Propheten« berichtet der Autor in diesem Buch auf eindrucksvolle Weise. Dazwischen finden sich Kapitel, in denen sich der Autor mit der Schizophrenie aus psychiatrischer, psychoanalytischer und systemischer Sicht auseinandersetzt, bevor er sich auf den Spuren von Stavros Mentzos dem »zentralen Dilemma« des schizophrenen Menschen nähert, einer zum Konflikt erstarrten innerpsychischen Bipolarität.
Propheten
Begegnungen mit paranoid schizophrenen Menschen - 2., überarbeitete und erweiterte Auflage
- 175 páginas
- 7 horas de lectura
Der Autor schildert Menschen, die zwei Gemeinsamkeiten aufweisen. Sie leiden an einer paranoiden Schizophrenie und schlüpfen durch alle Maschen des in Kärnten schon sehr dichten sozialpsychiatrischen Versorgungsnetzes. Gleichzeitig ist ihr Leidensdruck oder der ihrer Umgebung so groß, dass eine Betreuung notwendig ist. Wenn nun der „Prophet“, wie der Patient in einem Spezialteam des Psychiatrischen Not- und Krisendienstes genannt wird, aber auf gar keinen Fall zum Berg kommen will, so muss sich der Berg aufmachen und zum Propheten gehen. Von spannenden und berührenden Begegnungen mit solchen „Propheten“ berichtet der Autor in diesem Buch auf eindrucksvolle Weise. Dazwischen finden sich Kapitel, in denen sich der Autor mit der Schizophrenie aus psychiatrischer, psychoanalytischer und systemischer Sicht auseinandersetzt, bevor er sich auf den Spuren von Stavros Mentzos dem „zentralen Dilemma“ des schizophrenen Menschen nähert, einer zum Konflikt erstarrten innerpsychischen Bipolarität.
Der Autor nimmt die Leser*innen mit auf eine Reise in die für viele unbekannte und mit Mythen und Fehlmeinungen durchsetzte Welt einer psychiatrischen Abteilung aus der Sicht eines Menschen in einer Führungsposition. Im Fokus hat der Autor Menschen, die sich einen Blick in und hinter die Kulissen der Institution Psychiatrie wünschen. Das sind also Betroffene, ehemalige Patient*innen, Angehörige, aber auch Menschen aus psychosozialen Fachbereichen und anderen Medizingebieten. Letzten Endes aber auch Menschen, die zwar mit der Institution vertraut sind, aber diese aus einer teilweise sehr persönlichen Perspektive dargestellt bekommen wollen. Allerletzten Endes richtet sich das Buch an alle an „Psy-Begriffen“ interessierten Leser*innen. Kein Lehrbuch, ein Lesebuch. Herwig Oberlerchner, geboren 1964, ist Pädagoge, Psychoanalytiker und Psychiater. Er war bis Herbst 2023 als Primarius der Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie am Klinikum Klagenfurt in Kärnten/Österreich tätig. Seine Publikationsschwerpunkte sind Fachartikel und Bücher zu Themen wie Sozialpsychiatrie, Psychiatrie im Nationalsozialismus oder Psychotraumatologie. Zuletzt erschienen eine Psychographie über Thomas Bernhard und Das Schweigen wird laut (Erinnerungen). Im aktuellen Buch setzt sich der Autor mit seinen Arbeitsjahren als Psychiater am Klinikum Klagenfurt auseinander. Kein Lehrbuch, ein Lesebuch. Ein tiefer, persönlicher Einblick in eine Institution aus der Sicht eines Arztes in leitender Position, ein Betrag zur Entstigmatisierung und Enttabuisierung.