Der Band "Leiden – Pathos – Ausdruck" versammelt Beiträge der DGPA-Jahresversammlung 2019 und untersucht, wie psychische Ausnahmeerfahrungen in künstlerischen Ausdrucksformen sichtbar werden. Im Fokus steht das Verhältnis von psychopathologischem und künstlerischem Ausdruck, insbesondere wenn Leiden nicht bewusst artikuliert wird.
Daniel Sollberger Libros






Ende und Anfang
Schriftenreihe der DGPA, Band 40
Reflexion der therapeutischen Beziehung Die therapeutische Beziehung ist als allgemeiner und spezifischer Wirkfaktor nicht nur Gegenstand therapeutischen Verstehens, sondern zugleich dessen Medium. Doch wie entsteht eine tragfähige therapeutische Allianz, die herausfordernden Situationen Stand hält und stabilisierend wirkt? Was macht die Qualität einer psychotherapeutischen Beziehung aus? Daniel Sollberger stellt theoretische Konzepte der therapeutischen Interaktion vor: Handlungsdialog, Enactment, Übertragung und Gegenübertragung sowie Holding und Containing. Entlang des Therapieprozesses werden auch schwierige Situationen wie Therapieabbrüche, Schweigen und Sexualisierung der Therapie thematisiert. Das Buch hilft, Unsicherheit im therapeutischen Handeln zu reduzieren und sich nicht mehr in destruktiven Beziehungsdynamiken zu verfangen. Es fördert den selbstsicheren, aber auch den selbstkritischen Blick, um durch Reflexion die eigenen therapeutischen Fähigkeiten zu stärken.
Die Frage nach dem Verhältnis von Leib und Seele, Gehirn und Geist oder schlicht von Körper (soma) und Zeichen bzw. Bedeutung (sema), also Somatik und Semantik, ist nicht nur in der Geschichte der Philosophie, sondern insbesondere in der Medizin und den modernen Neurowissenschaften zum Dilemma geworden. Während sich bei Platon die Vorstellung findet, dass die Seele an ihren Körper gefesselt und gezwungen ist, die Wirklichkeit ›wie durch Gitterstäbe‹ zu sehen, erkennen Philosophen in der Tradition von Aristoteles, dass die Seele als Form und Lebendigkeit des Körpers von ihm untrennbar und in jedem seiner Teile ist. Neuere, im weitesten Sinn psychosomatische Konzepte versuchen der cartesianischen Trennung von Körper und Geist etwa jenes eines embodied self, eines verkörperten Bewusstseins, entgegenzusetzen. Der vorliegende Band der DGPA-Jahrestagung 2018 in Basel versammelt Beiträge zu Lesarten des angesprochenen Verhältnisses, zu Fragen der Differenz und Verbindung von Soma und Sema und dies in Therapie und künstlerischem Ausdruck.
Was ist Schizophrenie? Wie äußert sie sich? Und wie (re-)agieren Betroffene? Aus vielfältigen Perspektiven werden hier der Begriff und die Metapher „Schizophrenie“, die Krankheit selbst sowie das künstlerische, literarische und filmische „sujet“ und dessen Darstellung in den Medien aufgegriffen und thematisiert. Die Autorinnen und Autoren stellen Konzepte der Schizophrenie vor, bieten Einblicke in die Geschichte der Psychiatrie und beleuchten psychiatrisch-philosophische Aspekte, z. B. des Erkennens und Verstehens schizophren-psychotischer Erlebens- und Ausdrucksformen. Entsprechend dem Titel des Buches liegt dessen Schwerpunkt aber in der Auseinandersetzung mit Bildern der Schizophrenie, wie sie durch die künstlerischen Werke psychotischer Künstler vermittelt werden.
Daniel Sollberger hat qualitative Interviews mit Kindern Psychosekranker philosophisch-hermeneutisch analysiert. Die Studie konzentriert sich auf die Fragen nach dem eigenen Ich und der Identitätsbildung. Psychopathologisch wird dabei der Unterschied zwischen der Ich-Störung des gesunden Elternteils und dem Identitätsproblem des gesunden Kindes verstehbar. Als Philosoph und Arzt ist es ihm gelungen, zwischen Psychopathologie und Ringen um Selbsterkenntnis zu differenzieren. Damit hat der Autor wesentlich zum Verständnis der Situation von Kindern Psychosekranker beigetragen.