Paolo Caneppele Libros




Eine Sammlung ist mehr als die Summe der Elemente, aus denen sie entsteht. Und sie wird bereichert nicht nur durch neu hinzugefügte Objekte, sondern auch dadurch, wie man sie sieht und „liest“. Dieses Buch betrachtet die Sammlungen des Filmmuseums – in Bildern und Texten und entlang einer pointierten Auswahl. 50 Artefakte, die die Geschichten des Kinos erzählen: von der Stereoskopie des Teufels zum Storyboard von Amour, von Murnaus Tabu in schwarzweißen Outtakes zu Godards „Was tun?“ in grünem Filzstift, vom herausgerissenen Einzelfilmkader zum Hakenkreuz auf einem Filmprogramm. Die materiell überlieferten Spuren der Filmkultur, die das 20. Jahrhundert in jeder Faser geprägt hat, berichten nicht nur vom Glamour jenes Kinos, das weithin erinnert wird. Sie beschreiben ein Terrain, auf dem das politische und das private Leben, berühmte und marginalisierte Filme, begehrte und missachtete Objekte miteinander ins Reden kommen. Das „Gespräch in 50 Kapiteln“ beginnt mit einem Kino und endet mit einem Kaktus.
Der 1892 im galizischen Drohobytsch geborene Bruno Schulz, ein – wie Karl-Markus Gauß festhält, „zwergwüchsiger Zeichenlehrer und Künstler von überragender Größe, hat ein literarisches Werk hinterlassen so schmal, dass ein Buch es zu fassen vermag, so eigentümlich, dass keine Lesart allein ihm angemessen wäre und bedeutend genug, dass sein Autor mit ihm in die Weltliteratur eingegangen ist.“ Schulz verbrachte, so die gängige Meinung, sein Leben fast ausschließlich in seinem Heimatort und schuf dort in den 1930er Jahren die Erzählungen „Die Zimtläden“ oder „Das Sanatorium zur Todesanzeige“. Nach dem Überfall auf die Sowjetunion wurde Schulz im Ghetto von Drohobytsch interniert, wo er 1942 auf offener Straße erschossen wurde. Der Filmhistoriker Paolo Caneppele nähert sich in „Republik der Träume. Bruno Schulz und seine Bilderwelt“ den Arbeiten Schulz’ nicht literaturwissenschaftlich sondern schlägt eine visuelle Lektüre und Interpretation des Werkes vor. Daneben rollt er die Biographie des Künstlers neu auf und weißt lange und entscheidende Aufenthalte von Schulz in Wien nach.
Film ist Comics
Wahlverwandtschaften zweier Medien