Kreuzungen
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Das Grundanliegen aller Identitätsforschung in ethischer Perspektive lässt sich in der Frage zusammenfassen: «Wie kann der Mensch unter der Voraussetzung eines ihm je unverwechselbar eigenen, genetisch bestimmten biopsychischen Potentials im Entfaltungshorizont der jeweiligen seine Lebenschancen ermöglichenden soziokulturellen Dispositionen und Erwartungen zur Übereinstimmung mit sich selbst gelangen?» (Gerfried W. Hunold). Angesichts dieser Problemanzeige beleuchten die Beiträge dieses Bandes die Herausforderung gelebter Identität unter verschiedenen Zugängen. Im ersten Teil stehen Grundlegungsfragen im Vordergrund, die sich teils mit den Konstitutionsbedingungen und Realisationsprozessen der Identität moralischer Subjekte befassen und die teils wissenschaftstheoretisch und methodologisch reflektieren, welche Konsequenzen daraus für das Selbstverständnis theologischer Ethik erwachsen. Im zweiten Teil werden Vergewisserungen über das individuelle Selbst im Spiegel der Lebenswelt und des Lebenslaufes kontextualisiert.
In dieser Gerfried W. Hunold gewidmeten Festschrift werden Einsichten der allgemeinen Ethik in die Bereichsethiken transformiert. Die Autoren arbeiten in unterschiedlichen Erfahrungskontexten und wissen sich der ethischen Reflexion verpflichtet: Der Freiheit, neue Phänomene wahrzunehmen, zu interpretieren, erstarrte Verhältnisse wieder in Gang zu bringen, neue Praxishorizonte zu entdecken. Viele der Autoren haben über lange Jahre mit ihm gearbeitet und wertvolle Anregungen und Ermutigungen für die eigene Theoriebildung erfahren. Andere wissen sich durch persönliche Begegnungen und dem Anliegen der christlich-autonomen Ethik ihm verbunden. Die Beiträge der jüngeren Generation zeigen, dass der mit den Grundworten «Glaube – Vernunft – Freiheit» erschlossene Denkhorizont auch künftig maßgebend bleibt und sich im hartnäckigen Fragen über den Sinn und die Praxis des Humanum in einer Vielfalt von Perspektiven konkretisieren wird.
Die Studie legt das Konzept einer formalen Theorie der Geschichte zugrunde, das sich in Auseinandersetzung mit vorgegebenen Positionen geschichtsphilosophischer Tradition begeben will. Gefragt wird nach der Konstitution geschichtlichen Daseins durch das Tun, nach seiner Rekonstitution durch das Verstehen. Im Wechselspiel beider Vollzugsweisen definieren Menschen ihr Freiheitswesen in vielfältiger Expression als geschichtlich Wirkliches. Der Grundbegriff der freien Selbstbestimmung der Geschichtsagenten verlangt, alle Absolutheitsforderungen abzuweisen, in denen die Kategorienbildung der Hermeneutik und Pragmatik den subjektfeindlichen Tendenzen des geschichtlich Faktischen nachgegeben hat. Ziel ist die Relativierung, Umwandlung und Integration traditioneller Kategorien in ein offenes System, das den Freiheitssinn von Geschichte als ihre objektive Möglichkeit erinnert und erneuert.
Aus verschiedenen Perspektiven werden verschiedene gesellschaftliche Subkulturen beschrieben. In ihnen zeigt sich die Spannung zwischen Themenanspruch und sozialer Praxis. Ethik hat diese Spannung zu ertragen. Sie hat Relationen in den Kulturen und zwischen ihnen zu erkennen. In den Blick genommen werden: die Politik, die Medien, die Zivilreligion, die Wirtschaft.