Bilder des Corpus Christi

Die Untersuchung beleuchtet die Zusammenhänge zwischen den Rezeptionsbedingungen in der religiösen Praxis und den rhetorischen Funktionen des Bildes. Die gewonnenen Erkenntnisse bieten einen neuen Blick auf den Realismus der altniederländischen Malerei und die 'gemalte Kunsttheorie'. Im 15. Jahrhundert hatte der Kult des Altarsakraments, insbesondere die Ausstellung der Hostie, erhebliche Auswirkungen auf Bildprogramme und -strategien der altniederländischen Malerei. Die Überblendung von Bild und Corpus Christi in den auf die Schau ausgerichteten Ritualen verändert die Rezeptionsbedingungen für das Bild. Dies zeigt sich besonders im Altarretabel des Sakramentskultes, wo traditionelle Bildtypen wie die Anbetung der Könige und die Kreuzabnahme ikonographisch neu definiert werden. Auch das private Andachtsbild reagiert auf die gesellschaftliche Präsenz des Corpus Christi, indem es an die Erfahrung Gottes im Sakrament anknüpft. Die Analyse der Rezeptionsbedingungen und der rhetorischen Funktionen des Bildes eröffnet neue Perspektiven auf viele bekannte Werke der Altniederländer und trägt zur aktuellen Diskussion über die 'gemalte Kunsttheorie' bei.