Mein Leben mit Daniil Charms

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Im St. Petersburg der 1930er Jahre erlebte die russische Bohème eine turbulente Zeit. Marina Durnowo, geb. Malitsch, erinnert sich an ihre Begegnung mit Daniil Charms, der sie überraschend heiratete. Ihre Erinnerungen sind der letzte Augenzeugenbericht über die produktivsten Jahre von Charms, eingebettet in den Kontext des Stalinismus und der Kriegswirren. In einer winzigen Wohnung lebte das junge Paar mit Charms’ asketischem Vater, der einst fast exekutiert worden wäre. Ständig waren Besucher da, die Charms verehrten, weil er sie zum Lachen brachte. Nächte waren geprägt von skurrilen Einfällen, wie dem Anmalen des Kamins oder imaginären Rattenjagden. Doch die Ehe war turbulent: Charms war ein Frauenheld mit zahlreichen Affären, auch mit der Schwester von Marina. Seine plötzliche Verhaftung und die darauf folgenden Kriegsereignisse führten zu dramatischen Wendungen. Marina versuchte verzweifelt, Kontakt zu ihm aufzunehmen, bis sie die Nachricht von seinem Tod erhielt. Entkräftet und enttäuscht von ihrer Heimat gehörte sie zu den letzten, die Leningrad verließen. Ihre Odyssee führte sie als Zwangsarbeiterin nach Deutschland und schließlich nach Frankreich, wo sie ihre Mutter traf und sich in ihren Stiefvater verliebte. Durnowos Erinnerungen sind ein eindrucksvolles Zeugnis der Lebenslust und -kunst der russischen Avantgarde in einer Zeit größter Not und Repression.