Hubert Cancik Libros






»Humanismus« ist ein junger, offener - und daher umstrittener - Begriff. Hubert Cancik zeichnet in diesem Band die Wurzeln des Humanismus nach, die aus Konzepten bestehen, die in Philosophie und Kunst, Ethik und Politik, Wissenschaft und Recht der Antike entwickelt wurden. In von Brüchen und Verwerfungen gekennzeichneten Rezeptionsschüben sind diese in die europäische Geschichte eingegangen und haben beim Aufbau einer zivilen Gesellschaft und der Proklamation der Menschenrechte mitgewirkt. Deren Anspruch, Gemeingut aller Menschen zu sein, unabhängig von Ethnien, Religionen, Klassen und Machtmitteln, ist, so zeigt dieses Buch, die Basis eines kritischen Humanismus, also des Angebots, eine Welt-Gesellschaft menschlich zu denken.
Antisemitismus und Antijudaismus gehören zur gesellschaftlichen Wirklichkeit Europas seit der Antike. Die politischen, ökonomischen und sozialen Umbrüche im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts bereiteten Weltanschauungen den Boden, die sich in starkem Maße über Feindbilder definierten. In der völkischen Bewegung verbanden sich an der Wende zum 20. Jahrhundert antisemitische mit nicht-christlichen religiösen Strömungen. In der Folge entstanden in Deutschland und Österreich Gemeinschaften und Bewegungen, die den Antisemitismus als Legitimation von so genannten „arteigenen“ Religionen benutzten. Bestandteil des synkretistischen neuheidnischen Paganismus ist der Rückgriff auf antike Religionen, während „germanische“ Modelle in die völkischen Religionsentwürfe eingegangen sind. Der Sammelband stellt Antisemitismus als Sozialmythos, als System von Stereotypen und als Glaubenssystem in den Rahmen von Religionswissenschaft sowie Religions- und Wissenschaftsgeschichte. Die Beiträge vermitteln Einblicke in das gesellschaftliche, kulturelle und religiöse Umfeld, in dem das „Neuheidentum“ zu verorten ist, und in die ideologischen wie organisatorischen Verbindungen mit dem Antisemitismus.
Brill's New Pauly
- 546 páginas
- 20 horas de lectura
This is volume 3 of BRILL'S NEW PAULY, the encyclopaedia devoted to Greco-Roman antiquity.
Die Vorlesung beleuchtet Nietzsches intensive Auseinandersetzung mit der griechischen Archaik und zeigt, wie er in einer Zeit des aufkommenden Wilhelminismus ein verführerisch regressives Weltbild entwickelt. Dabei wird deutlich, wie stark seine Philosophie von einem Antimodernismus geprägt ist, der sich gegen die zeitgenössischen Strömungen wendet und nostalgisch auf frühere, vermeintlich bessere Zeiten blickt. Die Analyse dieser Aspekte bietet tiefere Einblicke in Nietzsches Denken und seine Kritik an der modernen Welt.
Marcus Tullius Cicero (106-43 v. u. Z.)
- 86 páginas
- 4 horas de lectura
"Marcus Tullius Cicero war 'der erste Humanist', schreibt Stefan Zweig (1940). Warum der erste, warum gerade damals, was bedeutet 'Humanist' im ersten Jahrhundert v. u. Z., eineinhalb Jahrtausende vor der Erfindung des Berufsnamens umanista? Cicero ist ein 'neuer Mann' (homo novus), ein Aufsteiger, ein engagierter Anwalt, vorbildlicher Beamter, der letzte Verfechter der Adelsrepublik und ihrer Freiheit. Er ist erklärter Zivilist, kein Pazifist; er verteidigt römischen Imperialismus, Kolonialismus, Sklaverei. Cicero ist Philhellene, Philosoph und Politiker, bekennender Anhänger der skeptischen Akademie, ein Zweifler aus Prinzip. Aber er vertritt die stoischen Lehren von Natur und Vernunft. Der Begriff humanitas - 'Humanität, Menschheit, Menschlichkeit, Menschsein' wird in Ciceros Reden, philosophischen Dialogen und Briefen sehr häufig gebraucht. 'Humanität' ist bestimmt durch 'Mitgefühl, Barmherzigkeit, Milde'; sie steht gegen 'Grausamkeit' und 'Rohheit'. Deswegen ist 'Entrohung' und 'Bildung' wichtigste Aufgabe der menschlichen Sozietät. Mit seinem Diskurs 'Humanität', Natur und Vernunft, Entrohung und Barmherzigkeit, Republik und Freiheit setzt Cicero in dem gewalttätigen, von Ungleichheit und Repression gezeichneten letzten Jahrhundert der römischen Republik einen Anfang des europäischen Humanismus. Es ist nur ein Anfang, es gibt noch andere Ansätze, und es gibt Fortschritte der humanistischen Bewegung. Aber, so sagt man, 'der Anfang ist die Hälfte des Ganzen'"--Page 4 of cover
Für den kulturwissenschaftlich orientierten Tübinger Latinisten Hubert Cancik ist die von ihm theoretisch begründete und praktisch geübte Form der „Gesamtinterpretation“ ein Ziel humanistischer wie wissenschaftlicher Bildung, das – trotz der angeblich unausweichlichen Spezialisierung – mindestens als regulatives Prinzip nicht aufgegeben werden darf. Ansonsten sieht Cancik die klassischen Texte zur schnöden Literatur degenerieren: „Eine mißverständliche Autonomie der Texte, ein oft verständlicher Argwohn, der Schlagworte wie Biographismus, Psychologismus, Historismus, Positivismus für Argumente hält, pflegen dann die Integration der Texte in ihren kulturellen Kontext – und damit letztlich ihr Verständnis – zu verhindern.“ Indem Cancik zusätzlich für eine stärkere Beachtung der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Bedingtheit der Kultur plädiert, erweist sich seine Kulturwissenschaft als Kultur- bzw. Literatursoziologie. Mit der weiteren Pointe, daß die favorisierte Nüchternheit einer solchen Betrachtungsweise der Dichtung und ihrer Interpretationsgeschichte wegen geübt wird: durchaus zu deren Ehren. Die Herausgeber halten die von Cancik betriebene Literaturwissenschaft für so herausragend, daß sie auch für andere, moderne Philologien paradigmatischen Wert gewinnen könnte: Verse sind Verse und Worte eben Worte, doch bleiben diese auf Sachen bezogen, sind alle drei in soziokulturelle Verhältnisse eingebettet und reagieren auf sie. Zugleich transzendieren vor allem hochgeformte Worte, Verse, ihre Ursprungssituation, sind extrem offen für neue, spätere Kontexte, besitzen also stetige Aktualität, vorausgesetzt, es finden sich Übersetzer bzw. Interpreten in so kompetentem wie emphatischen Sinn.