„Die größte literarische Revolution der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts, das waren die Erzähler Südamerikas, die an Kafka anknüpften und die Grenzen zwischen Tages- und Nachtwirklichkeit, zwischen Wachen und Traum durchlässig machten. Romane als große Träume, in denen alles möglich war.” Daniel Kehlmanns Begeisterung für die Literatur Lateinamerikas, insbesondere die Lektüre von Borges, Carpentier, Márquez und Vargas Llosa hat in seinen poetischen Texten vielfältige Spuren hinterlassen. Ihnen wird in einer genauen Durchsicht des Gesamtwerks von „Beerholms Vorstellung“ über „Die Vermessung der Welt“ bis „Ruhm“ nachgegangen und in der Kontrastierung mit der lateinamerikanischen Gegenwartsliteratur zugleich das unverwechselbar Eigene von Kehlmanns Prosa herausgearbeitet.
Joachim Rickes Libros






Die Metamorphosen des "Teufels" bei Daniel Kehlmann
- 104 páginas
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Anhalter, Taxifahrer, Autodieb, aber auch Bahnwarter, Hotelrezeptionist und Theaterkritiker - in Daniel Kehlmanns Erzähltexten erfahrt der Teufel in der Gegenwartsliteratur eine ebenso überraschende wie originelle Wiedergeburt. Hochgebildet und spottisch agiert er als ironischer Dienstleister an den Kreuzwegen des 20. und 21. Jahrhunderts. Die Kurzauftritte von Karl Ludwig und seinen Brüdern irritieren die Protagonisten und amüsieren die Leser. Den vermeintlichen Randfiguren kommt in Kehlmanns Prosa jedoch zugleich eine tiefere Bedeutung zu. Unter ‚doppelter Optik‘ betrachtet, lassen sie sich als Versucher, Verführer zum Tode und moderne Totengeleiter deuten. In einer Übersichtsdarstellung zum Gesamtwerk wird am Beispiel der verschiedenen Teufelsgestalten zugleich der hohe Rang von Daniel Kehlmanns Erzählkunst herausgearbeitet.
Bewundert viel und viel gescholten - der Germanist Emil Staiger
- 207 páginas
- 8 horas de lectura
InhaltsverzeichnisI. J. Rickes: Einleitung – II. K. Pestalozzi: Überprüfte Erinnerung - Emil Staigers Interpretation von Goethes „Iphigenie auf Tauris“ – J. Hermand: Emil Staigers Goethe-Bild – III. H. Anton: Zeit und Stimmung als ursprüngliche Einsichten Emil Staigers – M. Böhler: Die Kunst der Interpretation als Interpretation zur Kunst - oder die dorische Vorzensur – V. Ladenthin: Wissenschaft und Bildung. Emil Staigers Überlegungen am Beispiel der Literaturwissenschaft – J. Rickes: Emil Staiger als Kritiker der Gegenwartsliteratur – P. Rusterholz: Adäquates Textverstehen? - Fragen und Antworten Emil Staigers und Max Wehrlis – IV. B. Böschenstein: Emil Staiger als Übersetzer von Sophokles und Aischylos – F. Zelger: Vor drei Bildern - Emil Staiger und die bildende Kunst – M. E. Schmid: Emil Staiger und Mozart - eine essayistische Erinnerung – R. Schindler-Hürrlimann: Emil Staiger und sein Verleger Martin Hürlimann – V. J. Hörisch / P. von Matt: Schlussgespräch: Bewundert viel und viel gescholten - Emil Staiger heute – VI. Anhang – VII. Zu den Autoren
Es gibt nicht viele Fachtexte, die über Generationen hinweg fast jeder Germanist kennt – und kaum einen, der bis heute solch gegensätzliche Reaktionen hervorruft wie Emil Staigers Die Kunst der Interpretation (1955). Dieses Buch hat die Wahrnehmung einer ganzen Epoche der Literaturwissenschaft geprägt. Keine Publikation zur Geschichte des Faches, kein Methodenseminar, in dem Staigers Studie nicht als wichtigstes Beispiel für die sog. werkimmanente Interpretation genannt würde. Die Kunst der Interpretation ist ein Schlagwort, das in den Feuilletons bis heute gerne verwendet wird, in der Regel jedoch mit ironischem Unterton. Berühmt und umstritten zugleich – die Wirkungsgeschichte des Buches könnte widersprüchlicher kaum sein.Das 50-jährige Publikationsjubiläum ist Anlass, der Frage nachzugehen, welche Bedeutung Staigers Ansatz noch oder wieder zukommt. Dabei geht es ebenso wenig um einen einseitigen Wiederaufwertungsversuch wie um die Fortführung der ritualisierten Staiger-Schelte. Literaturwissenschaftler und Literaturdidaktiker treten in den lange vernachlässigten Dialog; literaturtheoretische und fachgeschichtliche Perspektiven werden ergänzt durch detaillierte Textinterpretationen. Zugleich lässt das Buch die Sichtweisen mehrerer Generationen deutlich werden – von Literaturwissenschaftlern, die noch bei Staiger studiert bzw. promoviert haben bis hin zu Vertreter(inne)n der jüngeren Germanistengeneration.
Thomas Manns frühe Romane sind wesentlich komplexer als bislang von der Forschung wahrgenommen. Nicht erst in „Zauberberg“ und „Dr. Faustus“, sondern bereits in „Buddenbrooks“ und „Königliche Hoheit“ ist eine differenzierte Auseinandersetzung mit zentralen Mythen der europäischen Literatur („Faust“ und „Parzival“) nachzuweisen. Diese Ebene ist in den ersten beiden Romanen besonders kunstvoll verdeckt und nur unter , doppelter Optik‘ erkennbar. Die Verbindung der , Kunst der Interpretation‘ (Emil Staiger) mit dem , Palimpseste‘-Konzept (Gerard Genette) ermöglicht es, Thomas Manns , verschlüsselte Schlüsselromane‘ (Herbert Anton) neu zu lesen
Der sonderbare Rosenstock
- 361 páginas
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Seit der Abkehr von der werkimmanenten Literaturbetrachtung hat sich die Germanistik weithin werktranszendierenden Methoden verschrieben - mit positiven, aber auch problematischen Folgen. Die Interpretationsgeschichte von Thomas Manns Königliche Hoheit (Koopmann, Wysling, Petersen u. a.) läßt die bedenklichen Auswirkungen literaturwissenschaftlicher Tendenzen zur Textferne erkennen. Als notwendiges Gegengewicht wird eine werkzentrierte Literaturbetrachtung vorgeschlagen und in einem close reading der Darstellung des sonderbaren Rosenstocks in Königliche Hoheit exemplarisch durchgeführt. Diese Analyseperspektive läßt erkennen, daß die oft unterschätzte «Prinzengeschichte» gleichrangig neben die übrigen Romane Thomas Manns zu stellen ist.
Politiker - Parlamente - Public Relations
Thomas Manns Roman "Königliche Hoheit" als Spiegel des aktuellen politischen Geschehens- Ein literarisch-politischer Essay
Das 'Aschenbrödel' unter den Romanen Thomas Manns gilt fachlich gerade in politischer Hinsicht als wenig gehaltvoll. In der Form eines literarisch-politischen Essays wird demgegenüber die spezifische Sensibilität des 'unpolitischen' Thomas Mann für politische Strukturen und Verfahrensweisen aufgezeigt. Unter dieser Perspektive erweist sich der vermeintlich völlig überkommene 'Hofroman' von 1909 unerwartet als ein aufschlußreicher Spiegel des aktuellen politischen Geschehens.
Führerin und Geführter
- 305 páginas
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Die fehlende Verbindung von Theorie und Praxis stellt seit langem ein Grundproblem der Stoff- und Motivforschung dar. Indem in dieser Studie eine ausführliche, kritische Aufarbeitung motivtheoretischer Grundlagen (Frenzel) mit einer textnahen motivgeschichtlichen Analyse von Wielands «Musarion» verbunden wird, ergeben sich zum einen motivtheoretisch neue Ansätze und Perspektiven, zum anderen eine Interpretation der Verdichtung, die insbesondere in der Deutung der Heldin etablierten Forschungsauffassungen (Schlaffer, Staiger) widerspricht.