Building Paradise
A Basel Manor House and its Residents in a Global Perspective
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A Basel Manor House and its Residents in a Global Perspective
In Geschichte(n) thematisiert Jacques Rancière die Wahrheit berichteter Ereignisse und die Realität der Subjekte. Diese doppelte Perspektive verbindet individuelle Geschichten mit der Geschichte selbst, wobei beide nicht ohne Erfindung auskommen und erzählen müssen. Besonders (auto-)biographisches Schreiben fasst Leben in Texte. In einer historischen und feministischen Zeitschrift wie L'Homme wird die Frage nach den Implikationen von narrativen Texten über Leben - sowohl eigene als auch fremde - zu einer multidimensionalen Suche. Die Reflexion auf das Biographische evoziert die enge Beziehung zwischen Historiographie und Biographie, die in der brüchigen Tradition des 19. Jahrhunderts verwurzelt ist, wo Geschichte oft als von „großen“ Persönlichkeiten gemacht verstanden wurde. Diese Geschichtsbilder ließen viele Menschen im Hintergrund erscheinen, was nicht nur von der frühen Frauengeschichte, sondern auch von anderen historiographischen Strömungen kritisiert wurde. Heute ist weniger die Abwesenheit von Frauen in diesen Bildern von Interesse, sondern die zugrunde liegenden Prozesse, die die Konstruktion von Geschichte als Wissenschaft im 19. Jahrhundert begleiteten. Diese Prozesse beinhalten die Differenzierung akademischer Milieus entlang von Geschlechtergrenzen und die Ausgrenzung des Weiblichen, sowie die Stabilisierung von Identitäten in einer homosozialen Männerwelt. Der Beitrag von Helmut Puff zeigt, dass der biographisch
Die Beiträge dieses Bandes thematisieren die Bedingungen und Konsequenzen von Wahrnehmung und Repräsentation in den Begegnungen zwischen europäischen und außereuropäischen Kulturen während der Expansion in die „Neue Welt“. Sie bieten verschiedene disziplinäre Perspektiven und reflektieren unterschiedliche Voraussetzungen, wodurch eine Polyphonie wissenschaftlicher Repräsentationspraxen entsteht. Dies ermöglicht einen Blick auf die vielfältigen Möglichkeiten, die zur Konstruktion von Motiven und Stereotypen, zur Erzeugung von Narrativen und zur Formierung von Blicken beigetragen haben. Auch die Prägung von Erwartungen, die Lenkung von Aufmerksamkeiten und die Trennung von Sagbarem und Unsagbarem sowie die Festlegung von Bewertungshorizonten werden behandelt. Die Vielfalt der Bezugspunkte und Formierungsprinzipien hat das komplexe Zusammenwirken von Begegnungen und den Austausch zwischen verschiedenen Kulturen nachhaltig geprägt. Zu den Themen gehören unter anderem die Selbstrepräsentation in autobiografischen Texten, die Rhetorik der Hautfarben, die Konstruktion kolonialer Aneignung und die Außenansichten Europas im 17. Jahrhundert. Die Beiträge bieten somit einen umfassenden Einblick in die Dynamiken und Herausforderungen der kulturellen Interaktionen in dieser historischen Phase.
Ein Basler Sommerpalais und seine globalen Bezüge
Mitte des 18. Jahrhunderts liess der Basler Seidenbandfabrikant Achilles Leissler (1723-1784) an der Riehenstrasse ein beeindruckendes Sommerhaus erbauen, das als Sandgrube bekannt wurde. Das Gebäude fügt sich in die beträchtliche Anzahl reich ausgestatteter Residenzen ein, welche die Strasse von Kleinbasel nach Riehen säumten. Mit ihren bemerkenswerten Gärten voller exotischer Pflanzen repräsentierten sie nicht nur die wirtschaftlichen Eliten einer reichen Stadt, sie befanden sich auch in direkter Nachbarschaft jener Produktionsstätten, die Baumwolle und Seide durch spezielle Färbe- und Druckverfahren veredelten und damit einen globalen Markt bedienten. Die Publikation erkundet die denkmalgeschützte Sandgrube und ihre international agierenden Bewohner. Damit öffnet sich der Blick für die frühe Partizipation Basels in einem globalen Markt und für die Auswirkungen, welche Produktion und Handel globaler Güter auf das Gemeinwesen der Stadt und deren Selbstverständnis hatten.
Mit der Globalgeschichte haben die Dinge zusätzlich an Interesse gewonnen. Ihre Materialität, ihre Fähigkeit zur Zirkulation und die Faszination, die sie immer wieder auf Sammler ausüben, machen sie zu idealen Gegenstände einer Lektüre, die sich ebenso für Verbindungen und Verknüpfungen, die durch Dinge gestiftet werden, interessiert wie sie Dinge als Objekte begreift, die über große Distanzen und lange Zeiträume hinweg Bedeutungen akkumulieren und aufschichten können. Im Mittelpunkt dieses Heftes stehen frühneuzeitliche Biberpelze aus Nordamerika, eine Gothaer Weltkarte aus dem 19. Jahrhundert und einigen Ethnographica aus dem Berliner Ethnologischem Museum. Diese globalen Dinge können durch ihr spezifischen Formen der Zirkulation neue Räume schaffen. Sie können politische, soziale und ökonomische Bedeutungen entfalten, welche häufig hoch umstritten sind. Und schließlich verfügen sie über die besondere Fähigkeit, gerade aufgrund ihrer Globalität vieles zum Verschwinden zu bringen.
Band 4 der Stadt.Geschichte.Basel erzählt von den raschen Umbrüchen und langsamen Transformationen zwischen Reformation und Revolution. Der Zeitraum von 1510 bis 1790 ist durch dynamische Aufbrüche und grosse Beharrungskräfte geprägt. Religiöse Erneuerungsbewegungen fordern die kirchliche Orthodoxie heraus. Die wachsende Konzentration der Macht auf wenige Familien geht mit ersten Ansätzen zu einer modernen Verwaltung einher. Das traditionsbewusste Zunftwesen konkurriert mit frühkapitalistischen Wirtschaftsformen. Typisch für Basel sind die internationale Vernetzung von Kaufleuten und Gelehrten ebenso wie die lokale Ausrichtung des Alltags.